Wein hat keine Seele und doch ist es der richtige Begriff

Weil man eine Seele sich sehen kann. Sie ist da oder nicht. Das ist natürlich für einen Wein Unsinn, aber man spürt mit der Erfahrung, ob der Wein eine Ausstrahlung hat, Leben in sich oder nicht, wenn man am Glas riecht. Es sind mehr als nur harmonische Aromen, die einen wirklich gelungenen Wein ausmachen.

Es ist die Balance der Aromen, später im Mund dann seines Geschmackes, seiner Säuren.

Das sind keine technischen Fragen. Es sind Fragen, die mit Erfahrung, Intuition und Mut zu tun haben. Technisch lässt sich vieles glätten. Aber das Ziel ist nicht Perfektion. Das Ziel ist: ein eigener Ausdruck.

Das Herz schlägt links, die guten Weine gibt es in der Mitte

Solche Weine gibt es nicht bei den ganz günstigen der Güter, meiner Erfahrung nach aber auch nicht bei den sehr teuren Weinen eines Gutes. Genau die feine Balance aus Frucht, Struktur und Zugänglichkeit bieten die «normalen» Weine - weder die Landweine der Güter, noch die Grand Crus, Reservas und wie die teuren Weine genannt werden.

Die haben vieles, was Weinfreaks anzieht - sie öffnen sich erst nach längerer Zeit im Glas, haben dann ausgesprochene Tiefe. Mir ist das oft zu abgehoben, zu überzogen.

Die günstigen Weine machen einfach Freude zu einem guten Essen, mit Freunden. Aber die wirkliche Freude im Weinglas vermitteln sie nicht ganz.

Weine aus Frankreich, Spanien und Italien

Diese feinen Momente haben eher die normalen AOP Weine aus Cairanne, Rasteau oder einer der vielen Appellationen des Languedoc, des Roussillon oder den vielen Gebieten im Südwesten Frankreichs, darunter das Bordelais.

Auch im italienischen Piemont haben oft Nebbiolo von guten Winzern und besonders die ausgefalleneren Rebsorten aus den nördlichen Regionen diese Seele, die dann bei den noblen Weinen natürlich da ist, aber eben eine Spur zu abgehoben. Das stelle ich auch in Südtirol oder dem südlichen Abruzzen oft fest.

In Spanien gibt es sehr viele, sehr große Weingüter. Die kleineren sind mehr versteckt als in den anderen Ländern, wo die großen Erzeuger nicht gar so dominant sind. Aber auch hier gibt es die wundervollen Weine von Winzern mit eigenen Weinbergen und die familiär betrieben werden. Auch hier sind es wieder die «normalen» Weine, die am meisten überzeugen. 

Nach dieser Unterteilung wähle ich auch gezielt meine Winzer aus. Reiten sie auf ihren Super Riservas herum oder stehen die Weine alle nebeneinander? Der einfache Wein wie der mit einem Namen einer wichtigen Appellation?

Das sind keine messbaren Kriterien, man könnte kein Handbuch herausgeben. Oft fragen mich Kunden, ob ich Weingüter in ihren Regionen empfehlen kann. Oder wie sie suchen sollen, wenn sie vor Ort sind. Ich verweise dann gerne auf meine Expertise und Erfahrung. Und hoffe, dass sie eine Idee davon bekommen, wie ich Weine oder Winzer ausssuche.