Herkunft, Technik, Erfahrung

Verfahrenstechnik und Wein

Ich habe Verfahrenstechnik in Aachen studiert und darin auch promoviert. Das klassische Produkt dieser Disziplin ist die Herstellung von Zucker. Rüben werden zerkleinert, erhitzt, extrahiert, konzentriert – bis nur noch kristallisierter Zucker bleibt und weiter gemahlen wird zu Puderzucker. Zerkleinern, erhitzen oder kühlen, kochen, konzentrieren, rühren: das ist Verfahrenstechnik.

Weinherstellung ist natürlich anders, doch auch hier werden die ganzen Trauben zerkleinert, müssen bei der Gärung gekühlt werden und bei dem Ausbau der Weine ist eine langsame Zuführung von Sauerstoff ein elementarer Schritt bei der Erzeugung von Wein.

Die verschiedenen Materialien für den Ausbau: Fässer aus Holz, Eier aus Ton oder Keramik, moderne aus Kunststoff oder Beton. Es sind verfahrenstechnische Vorgänge, auch wenn sie von handwerklichen Winzern ausgeführt werden.

Weil ich das Zeichnen von Maschinen gelernt habe, von Anlagen, Stoffbilanzen und Temperaturgradienten berechnet habe, bin ich weder Winzer noch könnte ich einen Weinkeller entwerfen, aber es hilft enorm, einen solchen zu verstehen.

Erfahrung mit Essen und Wein

Ich beschäftige mich seit 40 Jahren mit Wein. Bei uns zu Hause wurde nur selten Wein getrunken. Auch nicht zum Essen – höchstens, wenn Besuch kam. Als Student habe ich zunächst gekocht, weil die Mensa am Wochenende geschlossen war. Schnell wurde mir für die Etage von fünf oder auch zehn hungrigen, dankbaren Nachbarn die Kochmütze aufgesetzt. Studenten trinken nicht nie oder nur wenn Besuch kommt... ich war ebenso schnell für den passenden Wein zum Essen zuständig.

Und wir haben sehr gut gegessen und getrunken in diesen Jahren!

Seither ist Essen und Wein für mich eine fast untrennbare Einheit. Mit 20 habe ich mir von meinen Eltern den Guide Hachette - damals noch auf Deutsch erhältlich - gewünscht.

Wir haben gut gegessen. Sehr gut. Und der passende Wein gehörte bald einfach dazu. Seitdem ist das Zusammenspiel von Essen und Wein für mich keine Nebensache, sondern ein zentrales Thema. Mit zwanzig habe ich mir den Guide Hachette gewünscht – nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Neugier.

Warum es genau diese Weine im weinraum gibt, beschreibe ich hier: Wie ich Winzer auswähle. Was nicht in Weinbüchern steht, aber ich mit der Zeit gelernt habe: Das Gute ist meist die Mitte..

Seit 25 Jahren im Weinhandel

Ich habe seit ich Weinhändler bin, also über 25 Jahre schon sehr viele Winzer besucht, oft auch immer wieder. Früher bin ich mit meinem Lieferwagen zu den Winzern und habe die Weine abgeholt. Das rechnet sich jedoch nicht, wenn man es auch nur ein wenig nachrechnet. Aber es macht soooo viel Freude!

Von Grund auf selbst gebaut

Ich habe den Weinhandel von Grund auf selbst aufgebaut. Wobei das gebaut durchaus wörtlich zu nehmen ist: die Holzregale für den alten Laden in einem kleinen Dorf in Bayern habe ich selbst entworfen und im Hof gebaut. Unmengen von Holz habe ich zu stabilen und sehr praktischen Regalen verbaut.

Auch die ersten Webseiten wurden von mir selbst programmiert und gestaltet. Mir war die Kombination des Wein Erlebens - also den Wein selbst wie auch die Kombination zum Essen immer von großer Bedeutung.

Wie auch das Wissen um die Erzeuger: was GENAU machen sie, was genau zeichnet einen handwerklichen Winzer aus, was macht er oder sie anders als ein industrieller Winzer. Wobei nicht alles, was industrielle Winzer machen, schlecht ist, einige Aspekte sind sogar für viele Weinfreunde bei einem industriellen Wein zugänglicher als ein sorgfältig erzeugter handwerklicher Wein. Viele lieben einfach einen einfachen, gut trinkbaren Wein ohne allzu große Ecken und Kanten.