Kopfschmerzen durch Wein

Kopfschmerz durch Wein kann durch zu viel Alkohol entstehen. Verschiedene Stoffe der Gärung können Kopfschmerz durch Wein auslösen. Wasser trinken hilft.

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Kopfschmerzen durch Wein

Ursachen, Risiken und Hilfe

Weniger Alkohol zu trinken, ist bei nahezu jeder konsumierten Menge eine gute medizinische Empfehlung. Es nutzt wenig, wenn der Kopf nach einem Abend brummt. Auch wenn Wein keinen Kopfschmerz auslöst: seine schädliche Wirkung entfaltet er auch bei kleinen Konzentrationen.

Kein Stoff ist alleiniger Auslöser von Kopfschmerz

Um es vorwegzunehmen: es gibt nicht einen Auslöser von Kopfschmerzen, der im Wein enthalten ist. Es ist auch nicht eine Eigenschaft von Wein, die dafür verantwortlich ist.

Kirschen enthalten wie anderes Obst viele Stoffe, die auch im Wein vorkommen

Kirschen enthalten wie anderes Obst viele Stoffe, die auch im Wein vorkommen

Es ist auch ein großer Unterschied, ob man zu viel Wein getrunken hat, was den Kater auslöst, oder man auf etwas im Wein allergisch reagiert - etwa die berühmten Histamine, dazu später mehr - oder ob etwas im Essen eine Reaktion ausgelöst hat (seltener) oder Stress die Hauptursache war (häufiger).

Insbesondere, wenn der Wein nach einer stressigen Situation auf nüchternen Magen als Aperitif oder «zum Runterkommen» getrunken wurde, sind Kopfschmerzen nicht ungewöhnlich. Eine Runde spazieren zu gehen, wäre da die weitaus bessere Idee gewesen.

Was tun bei Kopfschmerzen nach einem Essen mit Wein? Wasser trinken

Über die Auslöser von Kopfschmerz durch Wein gibt es verschiedene Thesen, keine davon ist wissenschaftlich belegt, jedenfalls nicht als alleinige Ursache.

Egal, welche Ursachen den Kopfschmerz durch Wein verursachen: Wasser zu trinken lindert ihn

In einem jedoch sind sich alle einig: Wasser trinken hilft. Und zwar schon am Abend zum Wein - mindestens die gleiche Menge Wasser wie Wein. Nach dem Abend noch einmal ein großes Glas. Egal, was Übelkeit oder Kopfschmerzen durch Wein auslösen: viel Wasser hilft viel.

Warum verursacht Wein Kopfschmerzen?

Der Hauptwirkstoff im Wein ist Ethanol. Eine der ersten Reaktionen des Körpers auf Ethanol im Blut ist eine Verminderung des antidiuretische Hormon ADH.(https://flexikon.doccheck.com/de/Antidiuretisches_Hormon). Es steuert, wie viel Wasser die Nieren ausscheiden oder dem Körper erhalten. Die sofort spürbare Folge: der Körper scheidet mehr Flüssigkeit und damit Mineralien aus als normal.

Wasser und Mineralien werden ausgeschieden

Dadurch verliert der Körper nicht nur Wasser, sondern auch Elektrolyte wie Natrium und Magnesium. Wasser- und Mineralienmangel gelten gesichert als für die Ursache von Kopfschmerz nach Alkohol und Wein.

Der Durst kommt

Zudem bekommt man Durst, den man tunlich nicht mit Alkohol stillen sollte, sondern Wasser.

Auch Mineralien zuführen hilft gegen Kopfschmerzen ausgelöst durch Wein

Um den Verlust an Mineralien auszugleichen, reicht zwar das meist mineralienhaltige Leitungswasser, aber auch hier kann Essen zum Wein spürbar helfen, da in den meisten Lebensmitteln Mineralien enthalten sind.

Warum bekomme ich von Rotwein Kopfschmerzen?

Viele Betroffene berichten, dass besonders Rotwein Kopfschmerzen verursacht. Mögliche Ursachen:

  • Histamin, das bei allen Gärungen gebildet wird, bei Rotwein jedoch mehr als bei Weißwein
  • mehr Tannine, die bei empfindlichen Personen Serotonin-Ausschüttung beeinflussen können
  • höherer Gehalt an biogenen Aminen wie Tyramin, Flavonoiden wie Quercetin oder Putrescin.

Gerade die Amine sind in vielen Gemüsen und Obst enthalten und völlig normale Bestandteile der Ernährung, ohne jemals Kopfschmerzen zu verursachen. Bei der Gärung zum Wein werden diese Stoffe jedoch enzymatisch verändert, ihre Konzentration ändert sich.

Rhabarber im Frühling

Zusammen mit den Wirkungen des Alkohols (neurologisch, Wasser und Mineralienentzug) ist die Aufnahme solcher Amine über Wein nicht mit einer gegessenen Schale Kirschen gleich, die ebenfalls verschiedene Amine enthält.

Histamin im Wein als Auslöser von Kopfschmerz

Mit Verve wird auch Histamin als Auslöser von Kopfschmerz genannt - außer in medizinischen Untersuchungen zu der allgemeinen Wirkung von Histaminen. Histamine gehören zu den biogenen Aminen - körpereigene Stoffen, die als Botenstoffe im Körper notwendig sind. Jeder Körper produziert Histamin und ohne könnte er nicht überleben.

Histamin Intoleranz

Menschen mit einer Intoleranz gegen Histamin können hingegen empfindlich auf ein zu viel an Histamin reagieren. Histamin wird bei der Gärung von Lebensmitteln als Nebenprodukt erzeugt.

Wurst, Schinken, Sauerkraut, Käse und Wein - alle diese Lebensmittel enthalten Histamin. Reagiert ein Körper allergisch auf zusätzlich, neben dem selbst erzeugten Histamin, zugeführtes Histamin, können die Folgen sehr unangenehm sein. Dann allerdings auch auf Histamin in Lebensmitteln, nicht nur bei aus solchen von Wein.

Histaminbombe: Käse und Salami

Wer ansonsten keine Probleme mit Histaminen - sprich Käse, Wurst oder veganem Sauerkraut oder Kimchi - hat, wird kaum nur von Wein durch Histamine Probleme mit Kopfschmerz bekommen.

Jedenfalls sind medizinische oder genauer: verifizierte Untersuchungen mit dem Ergebnis, dass Histamin im Wein Kopfschmerzen erzeugen, nicht bekannt. Wohl Geschichten wie «meine Oma hat auch immer gesagt».

Mehr zu Histamin und zur Intoleranz z.B. hier: https://www.netdoktor.de/krankheiten/histaminintoleranz/

Andere Stoffe als Histamin

Trotzdem ist der Hinweis auf Histamin und andere Gärungsprodukte wichtig: sie können zu Kopfschmerzen führen. Die Zahl der möglichen Nebenprodukte der Gärung - und Fermentation bei anderen Lebensmitteln wie Wurst und Käse - ist sehr groß. Es kann durchaus nicht das Histamin sein, dass die Probleme bereitet, sondern ein anderer Stoff, der bei diesen Prozessen entstehen kann.

Biogene Amine: Was sie im Körper bewirken

Biogene Amine entstehen bei der Zersetzung von Aminosäuren. Sie wirken vasoaktiv und beeinflussen den Blutdruck. Zu ihnen zählen neben Histamin auch Tyramin, Cadaverin und Putrescin. Die individuelle Empfindlichkeit hängt vom Enzym Diaminoxidase (DAO) ab, das diese Substanzen abbaut. Bei geringer Enzymaktivität kann es zu Kopfschmerzen kommen – unabhängig von der Alkoholmenge.

Aminosäuren in Lebensmitteln und mögliche Bildung biogener Amine

Bildung der Amine

Proteinhaltige Lebensmittel liefern viele Aminosäuren. Diese werden beim Verzehr normalerweise vollständig verdaut und im Körper zu nützlichen Substanzen umgewandelt. In bestimmten Fällen können jedoch einzelne Aminosäuren durch mikrobielle Prozesse vor dem Verzehr (z. B. bei Reifung oder Gärung) oder bei langsamer Verdauung zu sogenannten biogenen Aminen umgewandelt werden.

Solche Reaktionen finden bevorzugt statt, wenn:

  • spezifische Aminosäuren (z. B. Histidin, Tyrosin, Lysin) in hoher Konzentration vorhanden sind,
  • das Lebensmittel fermentiert oder stark gereift ist,
  • die Verdauung verlangsamt ist (z. B. bei besonders langkettigen Eiweißen), oder
  • große Eiweißmengen auf einmal aufgenommen werden.

Dabei entstehen z. B. Histamin, Tyramin oder Cadaverin – Stoffe, die in empfindlichen Personen Beschwerden hervorrufen können.

Eine Tabelle über die Aminosäuren und Amine verschiedener Lebensmittel:

Aminosäure Biogenes Amin Typische Lebensmittel
Histidin Histamin Fisch, gereifter Käse, Fleisch
Tyrosin Tyramin Käse, fermentierte Sojaprodukte
Lysin Cadaverin Fleisch, Innereien, Eiweißshakes
Ornithin* Putrescin (aus Arginin, durch mikrobielle Umwandlung)
Tryptophan Tryptamin Hülsenfrüchte, Schokolade, Käse
Phenylalanin Phenylethylamin Schokolade, fermentierte Wurstwaren


Auch hier kann das Zusammenwiken mit dem Alkohol die Wirkung verstärkt werden und wird nicht immer gleich sein.

Schwefel im Wein führt zu Kopfschmerzen?

Schwefeldioxid wird dem Wein in geringen Mengen zugesetzt, um ihn haltbar und mikrobiologisch stabil zu machen. Die gesetzlichen Grenzwerte liegen deutlich unter der gesundheitlich unbedenklichen Schwelle. Studien konnten keinen Zusammenhang zwischen Sulfiten und Kopfschmerzen feststellen. Bei Asthmatikern kann es jedoch zu anderen Beschwerden wie Atemnot kommen.

Tannine im Wein: Wie sie wirken können

Jeder Winzer hat Vorstellungen, wie er oder sie den Wein ausbauen. Im Weinkeller von Terres Georges

Jeder Winzer hat Vorstellungen, wie er oder sie den Wein ausbauen. Im Weinkeller von Anne-Marie und Roland Coustal von der Domaine Terres Georges im Minervois im Languedoc. Die beiden bevorzugen eine leichte Frucht in ihren Rotweinen und haben mir dies sehr munter und lebhaft erklärt. Andere Winzer möchten «mehr» aus ihren Trauben im Wein haben. Zwei grundverschiedene Ansätze.

Tannine stammen aus Schalen, Kernen und Holz. Sie sind in Rotweinen deutlich stärker vertreten als in Weißweinen. Einige medizinische Veröffentlichungen vermuten, dass Tannine bei empfindlichen Personen die Freisetzung von Serotonin fördern und dadurch Kopfschmerzen oder Migräne auslösen können.

Bekomme ich von billigem Wein eher Kopfschmerzen?

Industriell hergestellte Weine sind meist mikrobiologisch stabil. Fehlerhafte Gärungsnebenprodukte werden kontrolliert. Bei Naturweinen oder handwerklicher Produktion, insbesondere bei spontaner Gärung, können unter Umständen mehr Nebenprodukte entstehen, die individuell unverträglich sein können. Ein Zusammenhang mit dem Preis des Weines besteht jedoch nicht automatisch.

Weinkeller mit Betontanks

Die Ausstattung des Weinkeller, die Art der Gärung hat Einfluss auf die Bildung sehr vieler Stoffe im Wein, die sein Aroma, seinen Geschmack beeinflussen.

Andere Einflüsse Alkohol oder Gärprodukte Zusätzlich können Wechselwirkungen mit anderen Einflussgrößen auftreten. Eine Liste mit Stoffen im Wein, die sicher zu Kopfschmerzen führen, wird es daher vermutlich nie geben, weil Menschen sehr unterschiedlich reagieren und das auch nicht immer gleich.

Verschiedene Weine getrunken 

Auch ist die Empfindlichkeit gegenüber Stoffen in Alkohol sehr verschieden. Ich persönlich bekomme sehr leicht Kopfschmerz, andere so gut wie nie. Manche vertragen Weißwein besser, andere Rotwein. Solche Kopfschmerzen können auch bei kleinen Mengen Wein auftreten und haben nicht den Wasserverlust als alleinige Ursache. Die ansonsten sehr geschätzte «Pharmazeutische Zeitung» lehnt solche Einflüsse strikt ab.

Länger geöffneter Wein kann Kopfschmerz auslösen

Wein in geöffneten Flaschen wird nicht besser

Dass man Wein wunderbar am nächsten Tag trinken kann und Rotwein sich weit besser dafür eignet als Weißwein, dürften zwei Irrglauben sein, die schon manches Kopfweh ausgelöst haben. Gerade Rotwein oxidiert, wenn er nicht tanninreich ist oder viel Fruchtsäure enthält. Er schmeckt dann fürchterlich und wirkt grausam.

Ich persönlich reagiere sehr empfindlich auf Rotweine, die nicht dafür geeignet sind und trotzdem zugestöpselt einen Tag oder noch länger geöffnet waren. Ich mag sie nicht und merke die schlechte Wirkung schon beim ersten Schluck. Weine mit viel Säure können leicht einen Tag offen stehen, aber keine, die in der Flaschen schon trinkreif sind. Auch das sehen viel meiner Freunde anders. Gleiches gilt für überlagerten Wein, der schon deutlich dunkler geworden ist.

Selten ist ein bestimmter Wein die Ursache für Kopfschmerz

In 25 Jahren Weinhandel gab es noch nie auch nur einen Wein, der von mehreren Kunden als Auslöser von Kopfschmerzen reklamiert wurde. Auch die Zahl der Kunden, die einmal von einem Wein Kopfschmerzen hatten, sind über die Jahre wenige Einzelfälle.

Wein und Speisen

Aber es kann bei jedem vorkommen, dass er oder sie - Frauen reagieren stärker auf Alkohol als Männer - von einem Wein oder einer Kombination von Wein und Speisen Kopfschmerzen entwickeln und bei anderer Gelegenheit bei dem gleichen Wein keine Beschwerden haben. Das kann, muss jedoch nicht am letzten Punkt liegen:

Lebensumstände und die Wirkung von Wein

Es ist ein großer Unterschied, ob man zufrieden sein Lieblingsgericht kocht und einen Wein dazu trinkt, oder ob man euphorisch feiert, man verlassen wurde und irgend etwas in sich reinstopft. Schon schlechte Luft kann Unwohlsein und Kopfschmerz verursachen, wirre Gespräche.

Damit sei die (negative) Wirkung auf den Körper nicht relativiert: Alkohol schädigt den Körper. Die Wirkung kann jedoch bei ein und derselben Person bei exakt gleicher Menge und Wein völlig verschieden sein.

Wie unterschiedlich Menschen auf Wein reagieren

Alkohol wirkt individuell. Neben genetischen Faktoren (z. B. Enzymaktivität von ALDH oder DAO) spielen auch Tagesform, Hormonstatus, Alter, Geschlecht und Umwelteinflüsse eine Rolle. Frauen reagieren in der Regel stärker auf Alkohol, da die alkoholabbauenden Enzyme bei ihnen im Durchschnitt weniger aktiv sind.

Gibt es eine sichere Antwort auf die Frage, warum man Kopfschmerz durch Wein bekommt?

Nein. 

Die Ursachen für Kopfschmerzen nach Wein sind vielfältig, oft individuell und nicht eindeutig zuzuordnen. In Studien konnte keiner der verdächtigen Stoffe als alleiniger Auslöser isoliert werden. Trotzdem gilt: Wasser trinken, maßvoll genießen und auf den eigenen Körper hören – das hilft am meisten.

Quellen

  1. DocCheck Flexikon: Antidiuretisches Hormon (ADH) – Link
  2. Ribéreau-Gayon et al. (2006): Handbook of Enology, Volume 1
  3. Sprake EF et al. (2008): Alcohol and headache: a review. J Headache Pain 9: 19–27
  4. Loret S et al. (2005): Biogenic amines in wine. J Food Compos Anal 18(5): 451–461
  5. Panconesi A (2008): Alcohol and migraine. J Headache Pain 9(1): 19–27
  6. Vally H et al. (2001): Sulphite sensitivity. Clin Exp Allergy 31(12): 1820–1825
  7. EFSA Journal (2016): Re-evaluation of sulphur dioxide. EFSA J 14(4): 4407

 

Thomas Henke schreibt seit über 20 Jahren im weinraum über Wein, Winzer, Regionen und den Genuß von Wein. Mehr über den Autor.
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