Der Rebschnitt im Winter
Der Winterschnitt ist die Arbeit der Winzer im Winter. Reben wuchern stark und bilden über den Sommer viel Holz und Triebe, die abgeschnitten werden müssen, um die Produktivität der Reben zu erhalten und gute Trauben von ihnen lesen zu können.

Es nicht nur um das Formen der Rebe, sondern um strategische Entscheidungen, die die Qualität der kommenden Ernte maßgeblich beeinflussen. Der Rebschnitt im Weinberg setzt Wissen um die Physiologie der Reben, das Mikroklima, die Eigenschaften der jeweiligen Rebsorte und die angestrebten Weine in dem jeweiligen Weinberg voraus.
Ziele des Winterschnitts
- Steuerung des Ertrags: Der Schnitt reguliert die Anzahl der Knospen, die im Frühjahr austreiben, und damit die Menge der Trauben, die die Rebe trägt. Ein zu hoher Ertrag kann die Qualität verwässern, während ein zu niedriger Ertrag die wirtschaftliche Rentabilität gefährdet. Das richtige Gleichgewicht ist entscheidend.
- Erhalt der Vitalität der Reben: Durch das Entfernen von Alt- und Krankholz sowie schwachen Trieben wird die Rebe auf eine langfristige Leistungsfähigkeit hin gepflegt. Ziel ist es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen vegetativem Wachstum (Blätter und Holz) und generativem Wachstum (Trauben) zu erreichen.
- Optimierung der Traubenqualität: Weniger Trauben bedeuten eine bessere Versorgung der verbleibenden Früchte mit Nährstoffen. Der Winterschnitt legt somit den Grundstein für die spätere Aromakonzentration, Säurestruktur und Reife.
- Krankheitsprävention: Durch gezieltes Auslichten wird die Luftzirkulation verbessert, was das Risiko von Pilzerkrankungen wie Botrytis und Mehltau reduziert.

Rebschnitt im Winter: Der ideale Zeitpunkt
Der Winterschnitt wird während der vegetativen Ruhephase der Rebe durchgeführt, üblicherweise zwischen Dezember und März.
- Früher Schnitt (Dezember-Januar): Geeignet für robuste Rebsorten oder Lagen mit mildem Winterklima. Vorteil: Entzerrung der Arbeitsbelastung.
- Später Schnitt (Februar-März): Empfohlen für frostgefährdete Gebiete oder empfindliche Sorten. Vorteil: Minimierung von Frostschäden.
Die Entscheidung über den Zeitpunkt hängt stark vom regionalen Klima, der Lagenexposition und den Sorten ab. In kühl-kontinentalen Gebieten wie dem Burgund oder Deutschland wird oft später geschnitten, während in mediterranen Regionen wie dem Languedoc oder der Toskana frühere Schnitte möglich sind.
Schnittmethoden

Die Wahl der Schnittmethode ist von der Rebenerziehung, der Rebsorte und den betrieblichen Zielen abhängig.
Guyot-Schnitt
Diese weitverbreitete Methode (einfach oder doppelt) wird besonders bei Qualitätsweinlagen angewendet. Hierbei bleibt eine Fruchtrute mit 6–12 Augen stehen, die entlang eines Drahts horizontal geführt wird.
- Vorteil: Steuerung der Traubenanzahl und Förderung der Traubenreife.
- Einsatz: Häufig bei Burgundersorten (Pinot Noir, Chardonnay).
Kordonschnitt
Diese Methode nutzt permanente horizontale Arme (Kordons), an denen kurze Fruchtruten mit 2–3 Augen verbleiben.
- Vorteil: Langlebig und für hohe Erträge geeignet.
- Einsatz: Häufig bei Syrah oder Cabernet Sauvignon.
Bogrebenschnitt
Die Fruchtrute wird in einem Bogen entlang des Spaliers fixiert. Diese Methode fördert eine gleichmäßige Nährstoffverteilung und reduziert die Gefahr von Frostschäden.
- Vorteil: Ideal für kühle Regionen und empfindliche Sorten.
- Einsatz: In deutschen Anbaugebieten und im Burgund verbreitet.
Werkzeuge und Techniken: Präzision entscheidet
- Rebscheren und Sägen: Moderne, akkubetriebene Rebscheren erleichtern die Arbeit, insbesondere bei großen Flächen. Sie bieten präzise Schnitte und reduzieren die Belastung für die Arbeiter.
- Saubere Schnitte: Jeder Schnitt sollte glatt und ohne Quetschungen erfolgen. Schadhafte Wunden können Eintrittspforten für Krankheiten wie Esca oder Eutypiose sein. Regelmäßiges Desinfizieren der Werkzeuge ist Pflicht.
- Kleine Details, große Wirkung: Beim Schnitt ist es wichtig, nicht zu nah an der Knospe zu schneiden, um deren Versorgung zu gewährleisten. Ein etwa 1 cm langer "Zapfen" über der Knospe schützt diese vor Trocknung.
Häufige Herausforderungen und Strategien
- Frostschäden: Winzer in frostgefährdeten Regionen schneiden oft in zwei Durchgängen. Der erste Schnitt entfernt grob unerwünschte Triebe, während der zweite präzise angepasst wird.
- Arbeitskräftemangel: Der Rebschnitt ist arbeitsintensiv und erfordert geschultes Personal. Betriebe setzen zunehmend auf Schulungen und digitale Schnittsysteme, um Effizienz und Qualität zu steigern.
- Krankheitsmanagement: Neben sauberen Schnitten ist der Einsatz von biologischen Wundverschlussmitteln eine präventive Maßnahme.

Nachhaltigkeit im Winterschnitt
- Kompostierung des Schnittguts: Rückführung der organischen Substanz in den Weinberg zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit.
- Förderung von Artenvielfalt: Belassen von vereinzeltem Alt-Holz als Lebensraum für Insekten.
- Schonender Umgang mit Ressourcen: Einsatz langlebiger, umweltfreundlicher Schneidwerkzeuge.
Der Winterschnitt ist das Fundament der Winzerarbeit
Der Rebschnitt im Winter erfordert Erfahrung, Präzision und Wissen um den Wuchs der Rebe. Es wird nicht nur die Basis für den folgenden Jahrgang gelegt, sondern auch für den langfristigen Erhalt des Weinbergs.