Montepulciano d’Abruzzo – Herkunft, Geologie, Ausbau
Herkunft und Verbreitung der Rebsorte
Montepulciano ist eine rote Rebsorte Mittelitaliens, die vor allem in den Abruzzen großflächig angebaut wird. Trotz des Namens besteht keine Verbindung zur Stadt Montepulciano in der Toskana. Die Sorte wurde spätestens im 18. Jahrhundert in den östlichen Ausläufern des Apennin nachgewiesen und ist heute eine der meistangebauten roten Rebsorten Italiens. Die geschützte Herkunftsbezeichnung Montepulciano d’Abruzzo DOC existiert seit 1968. Sie gilt für den Großteil der Region, mit regionalen Unterzonen wie Colline Teramane oder Terre dei Vestini.
Geologie und Bodentypen
Die Montepulciano-Weinberge in den Abruzzen erstrecken sich von der Küste bis ins Vorgebirge. Die Böden sind je nach Höhenlage und Nähe zum Meer unterschiedlich strukturiert. In den tieferen Lagen dominieren kalkhaltige Tonböden mit sandigen Einschlüssen, während in Hanglagen kiesreiche Mergelböden, verwitterter Lehm und vereinzelt Schwemmland mit gutem Wasserabzug auftreten. Diese Böden sind für Montepulciano besonders geeignet, da die Rebsorte empfindlich auf Staunässe und verdichtete Untergründe reagiert.
Klima und Anbaubedingungen
Das Klima der Abruzzen ist geprägt von der Wechselwirkung zwischen Adria und Apennin. Die Sommer sind sonnig, mit gemäßigten Temperaturen in den höheren Lagen. Während die Küstenlagen wärmer und trockener ausfallen, bieten die Hangzonen kühlere Nächte, was zu einem langsameren Reifeverlauf führt. Die Erträge können je nach Standort und Schnitttechnik stark variieren. Die Rebsorte ist spätreifend und erreicht ihre physiologische Reife oft erst Mitte Oktober, ohne dass dabei die Säure vollständig abgebaut wird.
Ausbau und Gärtechnik
Montepulciano d’Abruzzo wird meist temperaturkontrolliert im Edelstahltank vergoren. Der Ausbau erfolgt je nach Qualitätsstufe im Edelstahl, Zement oder in Fässern aus slawonischer oder französischer Eiche. Barriqueeinsatz ist optional und abhängig vom Ziel des Erzeugers. In einfachen Qualitäten bleibt der Wein fruchtbetont und zugänglich, in höheren Lagen und bei selektiver Lese entstehen strukturierte Weine mit längerem Reifepotenzial. Der biologische Säureabbau wird in der Regel durchgeführt. Eine Maischestandzeit von 10 bis 20 Tagen ist üblich.
Sensorische Eigenschaften und kulinarischer Kontext
Montepulciano d’Abruzzo ist tief in der Farbe, mit ausgeprägter Dichte. Die Weine zeigen in der Regel Aromen dunkler Früchte wie Pflaume, Sauerkirsche oder Brombeere sowie je nach Ausbau leichte Noten von Tabak, Erde oder Gewürzen. Die Tannine sind präsent, aber selten kantig. Die moderate Säure erlaubt eine gute Kombination mit fleischbetonten Gerichten, Wild, geschmortem Gemüse oder Hartkäse. In einfacheren Ausbaustufen eignet sich Montepulciano auch für die Alltagsküche der Abruzzen, etwa zu Lamm, Salsiccia oder Pasta mit Fleischsaucen.
Fragen zum Thema Montepulciano d’Abruzzo
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Ist Montepulciano d’Abruzzo ein schwerer Rotwein?
Das hängt vom Ausbau ab. In einfacheren Varianten ist Montepulciano fruchtbetont und mittelschwer. In konzentrierten Qualitäten mit Fassausbau kann der Wein deutlich kräftiger ausfallen. -
Ist Montepulciano d’Abruzzo immer trocken?
Ja, die DOC sieht einen trockenen Ausbau vor. Der geringe Restzuckergehalt ist geschmacklich nicht wahrnehmbar. -
Wie lange kann man Montepulciano lagern?
Einfachere Weine sind für den zeitnahen Konsum gedacht. Qualitäten aus Höhenlagen mit Holzausbau und geringem Ertrag können über fünf Jahre oder länger reifen. -
Gibt es Montepulciano auch als Rosé?
Ja. Die Bezeichnung Cerasuolo d’Abruzzo bezeichnet einen Roséwein aus Montepulciano, der meist kräftiger in der Farbe und Struktur ist als typische Roséweine aus anderen Regionen. -
Ist Montepulciano d’Abruzzo biologisch verfügbar?
In den Abruzzen gibt es zahlreiche Betriebe mit biologischer oder nachhaltiger Bewirtschaftung. Informationen dazu finden sich meist direkt auf dem Etikett oder beim Erzeuger.