Das rechte und linke Ufer des Bordelais

Das Terroir der beiden Seiten ist ebenfalls verschieden, was an der Höhe der Regionen liegt: das rechte Ufer liegt einige Meter höher als das linke.

Das rechte und linke Ufer des Bordelais

Das rechte und linke Ufer des Bordelais

Spricht man von Weinen des Bordelais, also der Region um Bordeaux, wird oft zwischen den Weinen des rechten und linken Ufers unterschieden. Oft mit Inbrunst.

Dass die Weine tatsächlich verschieden sind, hat zum einen geologische Gründe, auf die hier eingegangen wird. Ein weiterer Grund ist geschichtlich: «das linke Ufer», also die Händler, die die Weine um 1800 verkauften, haben eine Einteilung vorgenommen, die heute noch gültig ist. Die Klassifizierung der Weine aus Bordeaux von 1855. Damit haben sie die Preise nicht nur stabilisiert, sondern explodieren lassen.

Das rechte Ufer hat diese Entwicklung verschlafen und gilt heute als die «schäl Sick», wie der Kölner sagt, die minderwertige Seite. Auch wenn einige Güter auf dem rechten Ufer phantasievolle Preise erzielen, ist das Preisniveau der «Spitzenweingüter» auf dem linken Ufer höher. Warum diese Güter wirklich «spitze» sind können Sie hier lesen: Médoc - die Linsen unterm Kies,

Das Terroir der beiden Seiten ist ebenfalls verschieden, was an der Höhe der Regionen liegt: das rechte Ufer liegt einige Meter höher als das linke.

Wenige Meter Höhenunterschied und eine andere Welt

In der Neuzeit sind die Meter kaum von Bedeutung. In der Erdgeschichte jedoch reichten die wenigen Meter, die das linke Ufer tiefer liegt, um von Wassermassen der Flüsse in den Eiszeiten überschwemmt zu werden, das rechte Ufer jedoch nicht. Zwar gehören beide Seiten zum Aquitanischen Becken, das linke Ufer sank jedoch mehr als das rechte Ufer.

Das Bordelais liegt am Rand des Aquitanischen Beckens. Das linke Ufer sank daher mehr als das rechte Ufer und hat eine grundverschiedene obere Bodenzusammensetzung als das rechte Ufer der Dorgonne und Gironde.

Warum das Aquitanische Becken immer weiter absank

Das Aquitanische Becken, eine bedeutende geologische Formation im Südwesten Frankreichs, ist geprägt durch eine lange Geschichte geologischer Prozesse. Ein herausragendes Merkmal dieser Region ist die fortschreitende Absenkung des Beckens über Millionen von Jahren. Diese Absenkung wurde durch tektonische Bewegungen und andere geophysikalische Prozesse beeinflusst und ist ein Schlüsselfaktor für die heutigen geologischen und landwirtschaftlichen Bedingungen.

Die tektonische Grundlage

Die Absenkung des Aquitanischen Beckens begann während des Mesozoikums (vor etwa 250 bis 65 Millionen Jahren), als sich die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte voneinander entfernten und der Atlantische Ozean sich öffnete. Diese Bewegung führte zu einer Dehnung der Erdkruste in der Region, wodurch sich eine Senkungszone bildete. Das Becken fungierte als Sedimentfalle, in der große Mengen von marinen und kontinentalen Sedimenten abgelagert wurden.

Einfluss von Sedimentbelastung

Die fortschreitende Absenkung wurde zusätzlich durch die Gewichtskraft der sich ansammelnden Sedimentschichten verstärkt. Während des Mesozoikums und Tertiärs (vor etwa 250 bis 2,6 Millionen Jahren) trugen Flüsse wie die Garonne und die Dordogne große Mengen an Ton, Sand und Kalkstein in das Becken ein. Diese Schichten üben einen enormen Druck auf die darunter liegende Erdkruste aus, was zu einer weiteren Absenkung führte. Dieser Prozess, bekannt als „isostatische Anpassung“, sorgt dafür, dass die Erdkruste unter der Last von Sedimenten einsinkt.

Geothermale und tektonische Prozesse

Eine weitere Ursache für die Absenkung des Beckens sind geothermale Prozesse im Erdmantel. Unter dem Aquitanischen Becken ist der Erdmantel relativ dünn, wodurch die darunter liegenden heißen Materialien in Bewegung bleiben. Diese Prozesse führten zu einer langsamen, aber kontinuierlichen Absenkung, während das Becken weiterhin Sedimente ansammelte. Zusätzlich sorgten tektonische Spannungen für Bruchlinien in der Region, die das Absinken lokal verstärken konnten.

Das Quartär: Stabilisierung und Überschwemmung

Während des Quartärs (vor etwa 2,6 Millionen Jahren bis heute) erreichte das Becken eine relative geologische Stabilität. Dennoch wurde die Region durch die letzten Eiszeiten und die damit verbundenen Schwankungen des Meeresspiegels beeinflusst. Überschwemmungen durch die Flüsse Garonne und Dordogne führten zu zusätzlichen Ablagerungen, insbesondere am linken Ufer, das heute durch seine kiesreichen Böden bekannt ist.

Auswirkungen auf die heutige Landschaft

Der Boden im Bordelais

Die fortschreitende Absenkung des Aquitanischen Beckens hat die geologische Vielfalt der Region entscheidend geprägt. Während das rechte Ufer höher liegt und von Kalk- und Tonböden dominiert wird, ist das linke Ufer durch jüngere Schwemmlandablagerungen geprägt. Diese geologischen Unterschiede beeinflussen nicht nur die landwirtschaftliche Nutzung, sondern auch die Wasserführung der Region, die Zusammensetzung der Böden und das Mikroklima.

Das Aquitanische Becken

Das Aquitanische Becken ist eine der bedeutendsten geologischen Strukturen in Südwestfrankreich. Seine Entstehung reicht tief in die Erdgeschichte zurück und hat eine Landschaft geprägt, die heute nicht nur die Weine des Bordelais, sondern auch vieler anderer Regionen im Südwesten Frankreichs beeinflusst.

Entstehung während des Mesozoikums

Die Bildung des Aquitanischen Beckens begann im Mesozoikum (vor etwa 250 bis 65 Millionen Jahren) in einer Zeit, die durch die Öffnung des Atlantiks geprägt war. Als die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte auseinanderdrifteten, entstanden ausgedehnte marine Sedimentbecken. Während dieser Phase lag das heutige Becken unter einem flachen Meer, das die Ablagerung von Kalkstein, Ton und Sandstein begünstigte. Diese Sedimente bilden die Basis vieler heutiger Böden, insbesondere die kalkreichen Schichten, die im rechten Ufer des Beckens häufig vorkommen.

Entwicklung im Tertiär

Im Tertiär (vor etwa 65 bis 2,6 Millionen Jahren) veränderten sich die Bedingungen durch tektonische Bewegungen und Meeresschwankungen. Der Rückzug der Meere führte zur Erosion von umliegendem Gestein und zur Ablagerung von Flusssedimenten. Es bildeten sich dicke Schichten aus Ton, Lehm und Sand, die die Basis vieler landwirtschaftlich genutzter Böden im Becken bilden. Die Region wurde langsam angehoben, wodurch das rechte Ufer des Beckens entstand, das heute durch seine höhere Lage und seine kalkhaltigen Böden auffällt.

Das Quartär: Formung durch Flüsse und Eiszeiten

Im Quartär (vor etwa 2,6 Millionen Jahren bis heute) wurde die Landschaft des Aquitanischen Beckens durch Flüsse wie die Garonne, Dordogne und ihre Nebenflüsse stark geprägt. Während der Eiszeiten transportierten diese Flüsse riesige Mengen an Sedimenten aus den Pyrenäen und dem Zentralmassiv. Diese Ablagerungen formten die kiesreichen Schwemmlandböden des linken Ufers, während das rechte Ufer durch seine höhere Lage weitgehend vor Überschwemmungen geschützt blieb.

Geologie und Weinanbau im Südwesten Frankreichs

Die geologische Vielfalt des Aquitanischen Beckens hat nicht nur das Bordelais, sondern auch Weinregionen wie Bergerac, Cahors und die Côtes de Gascogne geprägt. Diese Regionen profitieren von den kalkhaltigen und tonreichen Böden des Beckens sowie den nährstoffreichen Schwemmlandablagerungen.

  • Bergerac: Ähnlich wie das Bordelais geprägt von kalkhaltigen Böden, ideal für ausgewogene Rotweine und frische Weißweine.
  • Cahors: Ton- und kalkreiche Terrassenböden fördern die Rebsorte Malbec, die hier kraftvolle, tanninreiche Weine hervorbringt.
  • Côtes de Gascogne: Sandige Böden aus jüngeren Ablagerungen bieten ideale Bedingungen für aromatische Weißweine.

Die Weine des Südwestens und das Meer

Die geologische Geschichte des Aquitanischen Beckens bietet eine Grundlage für die Vielfalt und Qualität der Weine im Südwesten Frankreichs. Von den kalkhaltigen Böden des rechten Ufers bis zu den kiesreichen Ablagerungen des linken Ufers und darüber hinaus zu den angrenzenden Regionen hat die Erdgeschichte eine Landschaft geschaffen, die in jeder Flasche Wein erlebbar wird.

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Das rechte und linke Ufer des Bordelais: Winzer & Rebsorten