Médoc - die Linsen unterm Kies

Im Médoc sind Schichten aus Ton, Sand und mineralischem Schlamm unregelmäßig verteilt übereinander geschichtet und wie linsenförmige Einlagerungen im Boden verteilt.

Médoc - die Linsen unterm Kies

Die Weine des Médoc

Das Médoc blickt auf eine reiche und wechselvolle Geschichte zurück, die eng mit der Entwicklung des französischen Weinbaus und der Geologie der Region verwoben ist. Der Name leitet sich vom lateinischen "Medullicus" ab, was so viel wie «Land in der Mitte» bedeutet, da die Halbinsel zwischen der Gironde und dem Atlantik liegt.

Die Grundlage der Weine

Die geologische Grundlage des Médoc wurde während der verschiedenen marinen Überflutungen des aquitanischen Beckens im Tertiär und Quartär geformt. Die Böden bestehen aus einer Kombination aus Kies, Sand und Ton, die von der Gironde und ihren Zuflüssen angeschwemmt wurden. Diese mineralstoffreichen Kiesböden, die durch ihre gute Drainage und Wärmespeicherung bekannt sind, haben den Ruf des Médoc als ideales Terroir für den Weinbau begründet.

Die Kiesbänke des Médoc wurden in den verschiedenen Eiszeiten und in verschiedenen Schichten abgelagert. Das Material stammte aus den Pyrenäen ( Garonne) und dem Zentralmassiv (Dordogne)..

Das Werk der Holländer

Im 17. Jahrhundert wurde das Médoc durch die Entwässerung der Sümpfe unter der Leitung von holländischen Ingenieuren transformiert. Dies ermöglichte die großflächige Kultivierung von Weinreben. Die Region erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, und zahlreiche Weingüter entstanden, die bis heute bestehen.

Gegen Ende des Jahrhunderts wurden die ersten bedeutenden Weingüter gegründet, darunter einige, die später weltbekannte Namen tragen sollten, wie Château Margaux, Château Latour und Château Lafite. Die Praxis, Weine nach dem Château zu benennen, setzte sich durch und begründete den unverwechselbaren Charakter des Médoc.

Die Klassifikation von 1855

Ein Meilenstein in der Geschichte des Médoc war die Klassifikation von 1855, die anlässlich der Weltausstellung in Paris durchgeführt wurde. Diese Liste klassifizierte die besten Weingüter der Region in fünf Qualitätsstufen, die sogenannten Cru Classés. Diese Klassifikation gilt bis heute (mit nur wenigen Anpassungen) und ist ein zentraler Bezugspunkt für die Weine des Médoc.

Das Kriterium der Klassifikation

Zur Weltausstellung 1855 wurde die englische Königun Victoria erwartet, der die besten Weine des Bordelais vorgestellt werden sollten. Die Veranstalter wollten eine offizielle Rangfolge der Weingüter, um nicht über des Kaisers Bart mit der Königin diskutieren zu müssen.

Die Handelskammer nahm daraufhin die Preise der letzten hundert Jahre aus ihren Büchern als Basis für die Einteilung. Die teuersten Weine standen oben, die Königin war angetan, der Adel kaufte und die Handelshäuser konnten die Preise kräftig nach oben korrigieren.

War es schlicht der Preis, der die Listen generierte, lag der Grund für die Beliebtheit der Weine in der Lage der Weingüter. Sie standen auf erhöhten Hügeln.

Die Überschwemmungen der Gironde lagerten das Sediment ungleichmässig und über einen Zeitraum von einigen 100.000 Jahren ab

Die Linsen unterm Kies

Die Kiesel (Graves), die die Weinberge des Médoc bedecken, sind nicht geschaffen, guten Wein entstehen zu lassen. Reben benötigen Nährstoffe und Wasser. Die Kiesel sind die letzte Schicht, die von der Gironde in den heutigen Weinbergen abgelagert wurde.

In den Eiszeiten davor wurden abwechselnd Sand, Schlamm, Ton und Kies von den Flüssen mitgetragen. Abhängig von der Wassermenge, der Strömungsgeschwindigkeit und dem Zustand der Ufer zu der jeweiligen Eiszeit.

Schichten aus Ton, Sand und mineralischem Schlamm bieten den Reben in der Tiefe Wasser und Nährstoffe. Im Médoc sind diese Schichten unregelmäßig verteilt übereinander geschichtet und wie linsenförmige Einlagerungen im Boden verteilt.

Warum manche Weingüter im Médoc «spitze» sind

Die in der Klassifikation von 1855 hoch bewerteten Güter liegen alle auf erhöhten Hügeln, was auf mächtigere Schichten der Linsen deutet - den Reben stehen mehr Wasser und Nährstoffe zur Verfügung als in den benachbarten Weinbergen. Diese letztlich kleinen Unterschiede der Bodenzusammensetzung resultieren in einem über Jahre gemittelten höheren geschmacklichen Niveau dieser Spitzenweingüter wie dem Château Margaux.

Das Médoc heute

Die Bodenstruktur ist ein wichtiges Element des Terroir. Die Arbeit der Winzer ist seit 1855 jedoch wesentlich moderner geworden. Der Einfluss des Terroir wird weitaus besser verstanden und die Arbeiten im Weinberg orientieren sich an diesen Einflüssen. Zudem ist die Arbeit im Weinkeller nicht mit der vor knapp 200 Jahren vergleichbar.

Es sind also auch heute von Weingütern aus dem Médoc hervorragende Weine zu erwarten, die das sortentypische der Rebsorten und das Terroir in ihren Weinen konservieren.

Weingüter wie Château Balac und Château Micalet setzen gezielt auf diese Ansätze, um den Charakter ihrer Weine und ihren Boden zu bewahren.

Die Weine des Médoc, vor allem Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, zeichnen sich durch ihre Struktur, Langlebigkeit und das harmonische Zusammenspiel von Klima und Böden aus.

Veröffentlicht auf  Aktualisiert am  

Médoc - die Linsen unterm Kies: Die Winzer