IGP Weine aus Frankreich. Die mittlere Stufe der französischen Qualitäten

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IGP Weine aus Frankreich. Die mittlere Stufe der französischen Qualitäten

Indication Géographique Protégée (IGP) – Pays d’Oc

Indication Géographique Protégée, kurz IGP, bezeichnet eine geschützte geografische Angabe für Weine in Frankreich. Die IGP Pays d’Oc umfasst das gesamte Languedoc-Roussillon und ermöglicht es Winzern, Weine aus einer Vielzahl von Rebsorten zu produzieren, ohne den strengen Regeln der AOP-Klassifikation zu unterliegen. Diese Flexibilität hat sowohl positive als auch kritische Aspekte.

Was bedeutet IGP Pays d’Oc beim Weinkauf?

Ein IGP Pays d’Oc-Wein muss folgende Kriterien erfüllen:

  • Regionale Herkunft: Mindestens 85 % der Trauben stammen aus dem definierten geografischen Gebiet.
  • Rebsortenvielfalt: Es sind 58 verschiedene Rebsorten zugelassen, darunter internationale Sorten wie Merlot, Chardonnay und Syrah.
  • Flexiblere Weinbereitung: Winzer haben mehr Freiheiten beim Ausbau und bei den Erträgen als bei AOP-Weinen.

IGP Pays d’Oc: Zwischen Vielfalt und industrieller Produktion

Die IGP Pays d’Oc wurde 1987 eingeführt, um den Winzern mehr kreative Freiheit zu ermöglichen. Dies führte zu einer beeindruckenden Vielfalt an Weinen, die besonders auf dem internationalen Markt erfolgreich sind. Tatsächlich ist die IGP Pays d’Oc heute Frankreichs führende Exportbezeichnung nach Volumen, mit etwa 25 Flaschen, die weltweit jede Sekunde verkauft werden.

Allerdings hat diese Flexibilität auch dazu geführt, dass viele Weine unter der IGP Pays d’Oc-Klassifikation industriell produziert werden. Große Kellereien nutzen die weniger strengen Vorschriften, um Weine in großen Mengen herzustellen, die oft auf Massenkonsumenten abzielen.

Dies hat bei vielen Qualitätswinzern zu Kritik geführt, da sie befürchten, dass die IGP-Klassifikation zunehmend mit Massenproduktion assoziiert wird und somit die Wahrnehmung handwerklich hergestellter Weine beeinträchtigt.

Warum einige Qualitätswinzer die IGP meiden

Einige handwerklich arbeitende Winzer entscheiden sich bewusst gegen die IGP-Klassifikation, da sie befürchten, dass ihre Weine in der Masse der industriell hergestellten IGP-Weine untergehen.

Sie bevorzugen entweder die strengeren AOP-Regeln, um die Qualität und Herkunft ihrer Weine zu betonen, oder verzichten ganz auf eine Klassifikation, um ihre Unabhängigkeit und Individualität zu bewahren. Diese Entscheidung ist oft ein Statement gegen die Standardisierung und für die Vielfalt und Authentizität im Weinbau.

Wo IGP Pays d’Oc-Weine im weinraum finden?

Im Sortiment der traubenwerke finden sich zahlreiche Weine mit IGP Pays d’Oc-Siegel – von frischen Weißweinen bis zu fruchtigen Rotweinen. Da im weinraum grundsätzlich auf Auszeichnungen und Sterne nicht hingewiesen wird, sind diese Klassifizierungen bei den Weinen nicht ausgewiesen. Warum Weine in Europa grundsätzlich klassifiziert werden müssen, steht hier und warum Wein Klassifzierungen nicht immer sinnvoll sind liegt daran, dass solche Systeme industriell erzeugtem Wein helfen soll, nicht handwerklichen Winzern.

Da die weitaus meisten Weine in großen Mengen erzeugt, verkauft und konsumiert werden, ist dieses System sehr hilfreich für einen großen Teil der Weinwelt. Handwerkliche Weine sind auch nur dann besser, wenn Konsumenten sie mehr mögen, als Weine, die dem Genuss ohne irgendwie kompliziert zu sein entsprechen. Was auch viele Menschen gerne möchten ohne sich lange mit den Trauben und dem Winzer zu beschäftigen, nur weil ein Wein zum Essen auf den Tisch soll.

Dann sind IGP Weine zum Beispiel eine gute Wahl.

Thomas Henke schreibt seit über 20 Jahren im weinraum über Wein, Winzer, Regionen und den Genuß von Wein. Mehr über den Autor.
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