Warum Cuvée gut, Verschnitt billig klingt.
Abgesehen davon, dass das Wort «Verschnitt» auch Abfall bedeutet; was beim Zuschneiden von etwas Gutem übrig geblieben ist, klingt es auch nicht so schön, wie «Cuvée». Selbst jemand, der mit Wein überhaupt nichts zu tun hat, wird wegen der Assoziation mit Abfall einen Verschnitt zweier Weine als minderwertig empfinden.
Wortklauberei?
![Verschiedene Weinberge sind in den Fässern enthalten. Die Weine reifen unterschiedlich und wirken oft zusammen schöner als einzeln abgefüllt: der Sinn der Cuvée. Auf der Domaine Mas des Caprices im Languedoc.](https://cdn.shopify.com/s/files/1/0848/2281/9082/files/mas-des-caprices-faesser-9571_1024x1024.jpg?v=1735456761)
Verschiedene Weinberge sind in den Fässern enthalten. Die Weine reifen unterschiedlich und wirken oft zusammen schöner als einzeln abgefüllt: der Sinn der Cuvée. Auf der Domaine Mas des Caprices im Languedoc.
Ja, weil eine Cuvée ein hervorragendes Handwerk ist, um Weine verschiedener Trauben schöner werden zu lassen, als es die einzelnen Trauben alleine ausdrücken könnten.
In kühlen Lagen ungewöhnlich
Vermutlich gäbe es auch in der deutschen Sprache ein schönes Wort, wenn es eine Tradition im Weinbau wäre. Die deutschsprachigen Weingebiete liegen meist in kühlen Lagen.
Kühle Lagen unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt von den warmen Gebieten um das Mittelmeer: Es werden fast immer reinsortige Weine erzeugt, weil in den kühlen Regionen nicht jede Rebsorte reift und Winzer froh waren, eine Sorte gefunden zu haben, die ihnen sicheren Ertrag bringt. Es gibt praktisch keinen Riesling / Silvaner oder Spätburgunder / Dornfelder und damit auch kein bekanntes Wort dafür.
Dass viele deutsche Winzer immer schon 15% fremde Rebsorten in einem Wein verwenden durften und dies aus gutem Grunde auch herzhaft genutzt haben wurde nie an die große Glocke gehängt, weil Verschnitt so komisch klingt.
Bedeutung des Begriffs «Cuvée» in Frankreich und Deutschland
Im französischen Sprachgebrauch bezeichnet «Cuvée» ursprünglich den Inhalt eines Gärbehälters (von französisch cuve für 'Gärbehälter'). Daher kann eine Cuvée in Frankreich sowohl ein Verschnitt mehrerer Rebsorten als auch ein Wein aus einer einzelnen Lage sein.
Besonders hochwertige Weine werden gelegentlich als Tête de cuvée oder Cuvée Prestige bezeichnet. Beim Champagner wird der zuerst aus der Kelter ablaufende Most, der die höchste Qualität aufweist, ebenfalls als Cuvée bezeichnet.
Im deutschsprachigen Raum hingegen ist «Cuvée» ein Synonym für Verschnittwein. Dies bedeutet entweder das gemeinsame Keltern oder Vergären verschiedener Rebsorten in einem Gärbehälter oder das spätere Verschneiden von Weinpartien unterschiedlicher Rebsorten oder Lagen. Auch der so gewonnene Wein wird als Cuvée bezeichnet.
Gründe für die Herstellung von Cuvées
Die Kunst des Vermählens verschiedener Weine zu einer Cuvée verfolgt mehrere Ziele:
- Ausgleich von Reifeunterschieden: Unterschiedliche Rebsorten reifen zu verschiedenen Zeiten. Durch das Verschneiden kann der Winzer Weine mit optimaler Reife kombinieren und somit eine gleichbleibende Qualität sicherstellen.
![Schon im Weinberg werden die Beeren auf ihre Eignung für die Cuvée des Gutes geprüft und sorgfältig ausgewählt. Auf der Domaine Mas de Mon Père im Malepère.](https://cdn.shopify.com/s/files/1/0848/2281/9082/files/mas-de-mon-pere-frederic-9191_1024x1024.jpg?v=1735456470)
Schon im Weinberg werden die Beeren auf ihre Eignung für die Cuvée des Gutes geprüft und sorgfältig ausgewählt. Auf der Domaine Mas de Mon Père im Malepère.
- Harmonisierung der Aromen: Jede Rebsorte bringt spezifische Aromen und Geschmacksnoten mit sich. Durch die Kombination verschiedener Sorten kann ein ausgewogenes und komplexes Geschmacksprofil erzielt werden.
- Anpassung von Alkoholgehalt und Säure: Verschiedene Rebsorten weisen unterschiedliche Alkohol- und Säurewerte auf. Durch das Verschneiden kann der Winzer den gewünschten Alkoholgehalt und die Säurebalance erreichen.
- Farbintensität: Insbesondere bei Rotweinen kann durch die Zugabe von farbintensiven Rebsorten die Farbgebung des Weins beeinflusst werden. Bereits ein geringer Anteil von etwa 5% einer farbintensiven Sorte kann die Farbintensität deutlich erhöhen.
Vorgaben in Appellationen und Konsequenzen bei Abweichungen
In vielen Weinbaugebieten, insbesondere in Frankreich, sind die Herstellungsmethoden und Zusammensetzungen der Weine durch Appellationsvorschriften streng geregelt. Diese Vorschriften definieren unter anderem:
- Zugelassene Rebsorten: Für jede Appellation ist festgelegt, welche Rebsorten verwendet werden dürfen und in welchem Verhältnis sie im Endprodukt enthalten sein müssen.
- Anbauzonen und Ertragsmengen: Die geografische Herkunft der Trauben und die maximal erlaubte Erntemenge pro Hektar sind festgelegt, um die Qualität und Typizität der Weine zu gewährleisten.
- Vinifikationsmethoden: Bestimmte Herstellungsverfahren, wie die Art der Gärung oder Lagerung, sind vorgeschrieben, um den Charakter der Appellation zu bewahren.
Wenn Winzer von diesen Vorgaben abweichen, dürfen ihre Weine nicht unter der geschützten Appellationsbezeichnung vermarktet werden. Solche Weine werden dann häufig als «Vin de France» klassifiziert, was der untersten Qualitätsstufe entspricht. Diese Weine können aus Trauben verschiedener Regionen Frankreichs erzeugt sein, eine oder mehrere Rebsorten in der Cuvée enthalten und der Ertrag ist auch nicht festgelegt.