Le Maine Castay

Die Domaine Le Maine Castay ist ein traditionsreiches Weingut und Cognac-Produzent im Herzen der Charente-Region, genauer gesagt in Torsac. Das Gut wurde von Marcellin Leroy gegründet, einem Unternehmer, der sich zunächst in der Industrie betätigte, bevor er seine Idee einer modernen, nachhaltigen Landwirtschaft umsetzte.

Geschichte und Entwicklung

• Die Anfänge in der Industrie:
  Marcellin Leroy wurde 1884 im Pas-de-Calais geboren. Der Sohn eines Schmieds zog in den 1910er Jahren nach Angoulême, wo er für die Société Nationale des Poudres et Explosifs arbeitete, einen staatlichen Hersteller von Schwarzpulver und Sprengstoffen. Als die Schiesserei endlich vorbei war, reparierte er, was noch gebraucht wurde:

• Vom Ingenieur zum Unternehmer:
  In den 1920er Jahren gründete er ein kleines Unternehmen zur Reparatur von Elektromotoren, das er dank seines Innovationsgeistes rasch in eine große Fabrik verwandelte.

• Vom Industrieunternehmer zum Landwirt:
  In den 1930er Jahren erwarb Leroy das Land in Torsac und begann mit der Errichtung einer landwirtschaftlichen Musterfarm. Er ließ Straßen, Brücken, Kanäle und moderne Gebäude errichten, entwickelte fortschrittliche landwirtschaftliche Methoden und legte den Grundstein für die heutige Domaine Le Maine Castay. Während des Zweiten Weltkriegs ermöglichte ihm die Farm, Lebensmittel für die Arbeiter seiner Fabrik bereitzustellen.

• Die Entstehung des Cognac-Guts:
  Leroy begann mit dem Anbau von Wein und ließ die ersten Cognac-Weine zunächst fremd destillieren. 1954baute er schließlich eine eigene Destillerie auf dem Gut. Die hohe Qualität der erzeugten Eaux-de-Vie zog rasch die Aufmerksamkeit des Cognac-Hauses Martell auf sich, das bis heute der wichtigste Abnehmer ist.

• Familienbetrieb über Generationen:
  Nach Marcellin Leroys Tod 1958 führten sein Neffe Léon Leroy und sein Schwiegersohn Jean Castay das Gut weiter. Louis Castay, der Enkel des Gründers, übernahm 1972 die alleinige Leitung. Er ließ 1987 eine neue, hochmoderne Destillieranlage bauen und begann ab 1988, die besten Eaux-de-Vie für eigene Cuvées zu reservieren. 1999 trat Pierre-Hervé Castay, Urenkel des Gründers, in das Unternehmen ein und begann, Cognacs mit Altersstufen zwischen 6 und 25 Jahren zu kreieren.

Nachhaltige Bewirtschaftung und Philosophie

Die Domaine Le Maine Castay betreibt eine Landwirtschaft mit hohem Umweltwert (Haute Valeur Environnementale – HVE). Léon Leroy betrachtet die Weinberge als Teil eines lebendigen Ökosystems und setzt sich für den Erhalt alter Tierrassen wie die Bazadaise-Rinder ein. Besonders am Herzen liegt ihm die Wiederansiedlung der Roten Rebhühner (Perdrix Rouge), die zum Emblem des Guts geworden sind und die Qualität der nachhaltigen Anbaumethoden symbolisieren.

Cognac-Produktion und Reifung

Das Weingut produziert Cognacs aus dem Terroir der Fins Bois, die sich durch ihre schnelle Reifung und geschmeidige Struktur auszeichnen. Der Ausbau erfolgt in Eichenfässern, wobei die Selektion der besten Partien über Jahrzehnte hinweg eine entscheidende Rolle spielt.

Sortiment der Domaine Le Maine Castay

• VS (Very Special) – Ein junger, frischer Cognac mit fruchtigen Noten, ideal für Cocktails oder den puren Genuss.
• VSOP (Very Superior Old Pale) «La Réserve» – Ein harmonischer Cognac mit Noten von Vanille, getrockneten Früchten und dezenten Gewürzen.
• Vieille Réserve – Ein Cognac mit längerer Reifung, der durch seine Tiefe und Finesse besticht.
• Extra Vieux (25 Jahre) – Ein außergewöhnlich gereifter Cognac mit komplexen, reifen Aromen.
• La Part des Hommes – Ein exklusiver Cognac mit intensiver Struktur und außergewöhnlichem Reifepotenzial.

Weinbau und nachhaltige Bewirtschaftung

Die Domaine Le Maine Castay liegt auf einem felsigen Kalksteinplateau und erstreckt sich über 23 Hektar entlang des kleinen Flusstals der Charraud. Der Boden besteht aus kalkhaltigen Tonböden («groies argilo-calcaires»), die für eine gute Wasserspeicherung sorgen und den Reben Struktur verleihen.

• Rebsorten und Rebflächen

  • 20 Hektar Weißweinreben: Trebbiano, Colombard, Folignan, Ugni Blanc und Montils
  • 3 Hektar Rotweinreben: Merlot, Côt (Malbec), Cabernet Franc und Syrah
  • Das durchschnittliche Rebenalter beträgt 20 Jahre, die Reben werden nach der doppelten Guyot-Erziehung geführt.

• Natürliche Düngung und Begrünung

  • Die Böden werden organisch mit Schafen der alten Rasse «Solognote» und Bazadaise-Rindern sowie mit hofeigenem Kompost und natürlichen Bodenverbesserern gedüngt.
  • Jede zweite Gasse wird mit Gründüngung bepflanzt, während die anderen gemäht oder gewalzt werden.

• Pflanzenschutz und Wasserwirtschaft

  • Der Pflanzenschutz erfolgt reduziert («lutte raisonnée») mit einem pneumatischen Sprühgerät, das den Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln minimiert.
  • Das verwendete Wasser stammt von den Dachflächen der Gebäude, was eine Einsparung von 15–20 %ermöglicht.
  • Diese umweltschonenden Maßnahmen erhalten die natürlichen Hefen auf den Trauben, sodass bei der Weinbereitung keine zusätzlichen Reinzuchthefen nötig sind.

Vinifikation, Destillation und Reifung

• Lese und Gärung

  • Die mechanische Lese erfolgt bei voller Reife mit der Maschine, die eine schnelle und hochwertige Ernte sichert.
  • Die entfernteste Parzelle liegt nur 1,3 km vom Weinkeller entfernt.
  • Die Ernte erfolgt gezielt zu Tageszeiten, in denen die Trauben eine Temperatur von 16–18 °C aufweisen, um eine schnelle, natürliche Gärung zu gewährleisten.
  • Die alkoholische Gärung startet spontan mit den weinbergseigenen Hefen und verleiht den Weinen einen einzigartigen Charakter.

• Kellerwirtschaft

  • Die Gärung erfolgt in großen Betonbehältern, die eine natürliche Temperaturregulierung bieten, wodurch der Einsatz künstlicher Kühltechnik weitgehend vermieden wird.
  • Diese langsamen, schonenden Fermentationsprozesse tragen zur Komplexität der Weine bei.

• Destillation

  • Die Brennerei ist mit zwei Alambics ausgestattet: ein 25-hl- und ein 12,5-hl-Brennkessel.
  • Als Bouilleur de Cru destilliert die Domaine ausschließlich eigene Weine mit Feinhefen.
  • Dieser Prozess erhöht die Konzentration an Estern, Aldehyden und Fettsäuren und sorgt für ein besonders weiches, rundes Aromaprofil der Eaux-de-Vie.

• Reifung der Cognacs

  • Die Eaux-de-Vie reifen in einem feuchten, gemäßigten Keller, wodurch sie eine bemerkenswerte Geschmeidigkeit erhalten.
  • Die Domaine bevorzugt neue Fässer aus feinporiger Eiche mit mittlerem Toasting sowie bereits genutzte «Fûts Roux».
  • Dieser Ansatz führt zu helleren Cognacs mit feiner Holzprägung, bei denen die Fruchtaromen im Vordergrund stehen.

• Weinausbau

  • Der rote Vin de Pays Charentais wird in Eichenfässern verwendet, die ein bis zwei Jahre alt sind.
  • Diese sanfte Mikrooxygenierung sorgt für eine dezente Struktur, ohne den Wein mit zu intensiven Holznoten zu überlagern.
  • Der Wein wird nicht geschönt, nur sanft filtriert und mit minimaler Schwefelung abgefüllt.

Cognac und Pineau de Charente zusammengefasst 

Die Domaine Le Maine Castay betreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Weinbau, Destillation und nachhaltige Landwirtschaft eng miteinander verknüpft sind. Die sorgfältige Pflege der Böden, der Einsatz natürlicher Hefen und der sorgsam überwachte Ausbau führen zu wunderbaren Cognacs, die die Eigenheiten ihres Terroirs widerspiegeln.