Die unbeabsichtigte Geburt des Schaumweins in Limoux
Ob Schaumwein wirklich in Limoux zum ersten Mal produziert wurde, oder auch andere Regionen damit begannen... die Mönche der Abbaye Saint-Hilaire im 16. Jahrhundert dürften bei den ersten gewesen sein, die ihren Wein mit Perlage genossen und ihn auch verkaufen konnten.
Das ist bemerkenswert, da um 1600 keine Weinkenner die Gläser gegen das Licht hielten, um über Aromen zu philosophieren: Wein war ein Lebensmittel. Es wurde getrunken und wenn zu viel davon, war man berauscht, aber das war Verschwendung.
Die Weine wurden süß getrunken, um Nahrung zu geben, und es war ein willkommener Geschmack zur damaligen Zeit. Der Nebbiolo im Piemont wurde etwa auch ausschließlich als Süßwein ausgebaut.
Ein süßer Wein mit unerwünschter Perlage
Die Mönche produzierten stillen Wein aus der regionalen Rebsorte Mauzac, einem frischen, aromatischen Weißwein mit einem süßlichen Charakter.
Die Gärung beginnt etwa im September/ Oktober in den kühlen Kellern der Abteil; in der Haute Vallée de l’Aude. «Haute» heißt hoch, im einsetzenden Winter sinken die Temperaturen oft stark und schnell. Es kam vor, dass die Gärung während der kalten Monate stoppte, bevor der Zucker im Most in Alkohol umgewandelt werden konnte.
Die Sonne wärmt den Weinkeller
Im Frühling, wenn die Temperaturen stiegen, setzte die Gärung plötzlich wieder ein. Dies führte dazu, dass sich Kohlensäure in den Flaschen ansammelte, die damals oft nicht stabil genug waren und unter dem Druck explodierten. Für viele galt dieser Wein als «verdorben» – er war weder süß wie gewünscht, noch still, sondern sprudelnd und oft mit einem bitteren Nachgeschmack.
Süßer Wein wird trocken und perlt
Die Mönche produzierten ursprünglich stillen Wein aus der regionalen Rebsorte Mauzac, einem frischen, aromatischen Weißwein mit einem süßlichen Charakter, der für die damaligen Vorlieben ideal war.
Ein Problem wird zur Spezialität
Was sich anfangs wie ein Problem darstellte, wurde jedoch mit der Zeit von den Mönchen als Chance erkannt. Sie begannen, diesen sprudelnden Wein systematisch zu beobachten und die Gärung zu steuern. Dabei halfen ihre Aufzeichnungen und ihr naturwissenschaftliches Verständnis.
Mit der Zeit stellten sie fest, dass der Blanquette de Limoux durch die Kohlensäure nicht nur ein besonderes Mundgefühl hatte, sondern die Aromen der Mauzac-Trauben verstärkte. Zudem verlieh die Perlage dem Wein eine erfrischende Note, die ihn von anderen stillen Weinen unterschied.
Warum war der Blanquette anfangs kein Erfolg?
Trotz dieser Erkenntnisse blieb die Nachfrage nach dem neuen Stil des Weins zunächst gering. Es gibt mehrere Gründe dafür:
- Traditionelle Vorlieben: Die Menschen bevorzugten damals süße, stille Weine, die sie für edler hielten. Ein Wein mit Perlage galt oft als minderwertig oder schlecht gelagert.
- Instabile Flaschen: Viele der früh produzierten Flaschen konnten dem Druck der Kohlensäure nicht standhalten und explodierten während des Transports oder beim Lagern.
- Unvorhersehbarkeit: Da die Mönche die Gärung noch nicht vollständig kontrollieren konnten, war der Blanquette de Limoux ungleichmäßig – einige Flaschen prickelten, andere nicht, manche waren sauer oder hatten einen bitteren Geschmack.
- Die Konkurrenz durch andere Regionen: Die Champagne konnte später durch die Nähe zu Paris und bessere Handelsverbindungen ihre Schaumweine gezielt vermarkten und technische Innovationen einführen.
Was hat Dom Pérignon in Limoux gemacht?
Dom Pérignon, der berühmte Benediktinermönch, war zur Ausbildung bei den Mönchen der Abbaye Saint-Hilaire in Limoux und hat während seines Aufenthalts die Grundlagen der Schaumweinherstellung gelernt, denn die Mönche waren ihrer Zeit damals weit voraus.
Während seiner Zeit in Limoux nahm er wertvolle Erkenntnisse mit:
- Methoden zur Steuerung der zweiten Gärung: Die Mönche erklärten ihm, wie die Gärung durch den Frühling wieder aktiviert wurde und wie Kohlensäure in der Flasche eingeschlossen blieb.
- Optimierte Flaschenstabilität: Dom Pérignon erfuhr von den Versuchen mit robusteren Flaschen, die den Druck der Kohlensäure besser aushielten.
- Korkverschlüsse: Der Einsatz von Korken als Verschluss war eine entscheidende Entdeckung, um die Frische und die Perlage des Weins zu bewahren.
Das sahen auch seine Herren in der Champagne so: sie waren wenig begeistert, welchen neumodischen Unfug der junge Mann aus dem Süden mitbrachten. Den guten Wein ein zweites Mal vergären, um ein sprudelnden, sauren Wein daraus zu machen. Sie vermuteten, dass sie Brüder im Süden von allen guten Geistern verlassen waren. Sie haben dann schnell ihre Meinung zum neuen Wein aus der Champagne geändert, als Engländer begannen, ihnen ihren Champagner aus den Händen zu reißen.
Der Durchbruch des Blanquette de Limoux
Im 18. und 19. Jahrhundert setzte der Erfolg des Blanquette de Limoux als eigenständige Spezialität ein. Die Einführung besserer Flaschen und die Kontrolle der Gärung ermöglichten es den Produzenten, einen konsistenten und qualitativ hochwertigen Schaumwein herzustellen. Auch wenn Limoux niemals die globale Dominanz der Champagne erreichte, blieb der Blanquette ein regionaler Crémant, dessen Terroir und Aromen aus dem südlichen Languedoc von vielen Weinfreunden geschätzt werden.
Den Crémant aus Limoux genießen
Heute stammen eine große Auswahl an sehr guten Crémants für jede Gelegenheit aus Limoux, weil die Region durch ihr Terroir ideal zur Erzeugung ausdrucksvoller Schaumweine ist. Doch die kleinen Erzeuger sind schwer in Läden zu finden, da ihre Verfügbarkeit meist auf Online-Händler wie weinraum beschränkt ist.