Prosecco aus dem Veneto

Prosecco ist ein Oberbegriff für industriell erzeugten italienischen, meist süßen Schaumwein geblieben, der so beliebt ist, weil er süß ist, aber trocken «secco» klingt. Alles falsch!

Prosecco aus dem Veneto

Glera und Prosecco aus Valdobbiadene

Venetien ist eine der bedeutendsten Weinregionen Italiens, sowohl hinsichtlich der Rebfläche als auch der Vielfalt der Erzeugnisse. Innerhalb dieser Region nimmt das Anbaugebiet um Valdobbiadene eine besondere Stellung ein. Hier entstehen die Grundweine für den hochwertigen Prosecco, der aus der Rebsorte Glera gewonnen wird.

Glera Traube auf dem Weingut Bival

Die Ursprünge der Glera lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen, wo sie unter dem Namen Vitis vinifera angebaut wurde. Erst im 21. Jahrhundert wurde der Name Glera offiziell eingeführt, um die Herkunft der Traube klar vom Endprodukt Prosecco abzugrenzen.

Geologie und Böden der Hügel von Valdobbiadene

Die Hügel von Valdobbiadene, die Teil der UNESCO-Welterbezone sind, bestehen überwiegend aus kalkhaltigen Mergeln und Konglomeraten, die während des Tertiärs entstanden.

Weinberg im Veneto zur Erzeugung von Prosecco

Die Böden sind eine Mischung aus kalkhaltigem Ton, Sandstein und marmorierten Konglomeraten. Diese geologische Vielfalt sorgt für eine gute Drainage, eine tiefe Verwurzelung der Reben und eine Mineralität im späteren Wein, die für Glera-Weine aus dieser Region charakteristisch ist.

Durch die natürliche Hangneigung und die steinigen, wenig fruchtbaren Böden wird der Ertrag der Reben begrenzt, was die Konzentration der Aromen fördert. Die besten Lagen sind steil, schwierig zu bewirtschaften und erfordern intensive Handarbeit, da maschinelle Ernte praktisch unmöglich ist.

Klima und die Frische des Prosecco

Das Klima in Valdobbiadene ist geprägt durch die Nähe zum Adriatischen Meer und die schützende Wirkung der Alpen. Es handelt sich um ein gemäßigtes, aber in den Sommermonaten warmes Klima mit einer ausgeprägten Tag-Nacht-Temperaturdifferenz. Diese Temperaturunterschiede sind entscheidend für die langsame Reifung der Glera-Trauben, die dadurch eine ausgeprägte Säurestruktur und ein feines Aromaprofil entwickeln.

Regelmäßige Winde vom Meer sowie lokale Luftströme zwischen den Tälern fördern eine gute Belüftung der Weinberge, was Pilzkrankheiten reduziert und den Bedarf an Pflanzenschutzmitteln senkt. Die klimatischen Bedingungen variieren stark je nach Ausrichtung und Höhe der Weinberge, wodurch sich innerhalb kurzer Entfernungen sehr unterschiedliche Mikroklimata bilden können.

Die Arbeit der kleinen Winzer

In Valdobbiadene bewirtschaften viele kleine Winzer ihre eigenen Parzellen, meist im Besitz der Familie seit Generationen. Die durchschnittliche Rebfläche eines Winzers beträgt oft nur wenige Hektar. Diese Winzer lesen die Trauben ausschließlich von Hand und selektieren das Lesegut bereits im Weinberg. Diese Praxis ermöglicht eine präzisere Auswahl und bewahrt die Qualität der Trauben bis zur Kelterung.

Die Kellerarbeit erfolgt traditionell in kleinen Chargen. Die Gärung wird meist im Edelstahltank bei kontrollierten Temperaturen durchgeführt. Ein Teil der Produktion nutzt das sogenannte Metodo Martinotti (auch Charmat-Verfahren genannt), wobei einige Winzer auch kleine Mengen mittels Flaschengärung (Metodo Classico) ausbauen.

Der Ausbau erfolgt unter möglichst geringer Oxidation, um die Primäraromen der Glera – Apfel, Birne und gelegentlich leichte Zitrusnoten – zu bewahren. Aromatische Beschreibungen beziehen sich hier auf wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Udine (Quelle: Università degli Studi di Udine, Fachbereich Önologie).

Industrieller und handwerklicher Prosecco

Im Gegensatz dazu stammen die Massenproduktionen von Prosecco oft von großen Weinfabriken, die Trauben aus weitläufigen, flacheren Gebieten der Region Venetien zukaufen. In der Ebene von Treviso und im tieferen Veneto wachsen die Reben auf reichhaltigen, alluvialen Böden, die höhere Erträge ermöglichen.

Handarbeit im Weinberg ist Bedingung für ausdrucksvollen Prosecco.

Die Erntemethoden sind weitgehend mechanisiert. Die Trauben werden häufig nicht separat, sondern gemischt verarbeitet. Eine schnelle und großvolumige Gärung im Drucktank ermöglicht eine hohe Produktionskapazität, geht jedoch oft zulasten der Komplexität und Authentizität des Weines.

Ein weiterer Unterschied liegt in der Herkunftsbezeichnung. Während hochwertige Prosecchi aus Valdobbiadene oder Conegliano unter der kontrollierten Ursprungsbezeichnung DOCG Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore laufen, tragen die industriell erzeugten Produkte häufig nur das einfachere Siegel DOC Prosecco. Die DOC-Gebiete sind erheblich größer und schließen Regionen ein, die außerhalb der historischen Hügelzone liegen.

Herkunft und Terroir im Glas

Prosecco aus Valdobbiadene spiegelt die Herkunft seiner Trauben deutlich wider. Die mineralischen Böden und die frische Säurestruktur führen zu Weinen, die subtiler, strukturierter und langlebiger sind als ihre industriell erzeugten Pendants. Während handwerkliche Winzer auf geringe Erträge, selektive Handlese und eine sorgfältige Weinbereitung setzen, entstehen bei den Großproduzenten Weine, die primär auf Süße und CO₂-Druck zur schnellen Konsumierbarkeit ausgelegt sind.

Damit bleibt der Unterschied im Glas klar schmeckbar – ein Ausdruck des Zusammenspiels von Geologie, Mikroklima, Rebsorte und Handwerk.

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