Alte Böden als Zeitzeugen der Vergangenheit
Der Begriff Geologie bezeichnet einen alten Boden.
Alte Böden
Der Begriff «Paläoboden» wird oft mit «fossilem Boden» gleichgesetzt, was aber eigentlich nur «alter Boden» bedeutet. Diese Bezeichnung wird meist für Böden verwendet, die älter als das aktuelle geologische Zeitalter, das Holozän, sind. Diese alten Böden sind von den heutigen Bodenbildungsprozessen unbeeinflusst. Ihre Entstehung wurde von Umweltbedingungen bestimmt, die sich von den heutigen unterscheiden.
Reliktböden
Im Gegensatz dazu sind Reliktböden Teile von heutigen Böden, die unter anderen Umweltbedingungen entstanden sind. Sie können weiterhin von aktuellen Bodenbildungsprozessen beeinflusst werden, sofern das Material noch weiter verarbeitet werden kann. Wissenschaftler, die sich mit alten und Reliktböden beschäftigen, nennen sich Paläopedologen.
Definitionsschwierigkeiten
Die Definition von Paläoböden hängt stark von der allgemeinen Definition von «Boden» ab. Chemische Verwitterung alleine gilt nicht als bodenbildender Prozess, und das Ergebnis ist dann auch kein «Boden» im eigentlichen Sinn. Wenn Geologen etwa verwittertes Gestein als Paläoboden bezeichnen, steht dies im Widerspruch zu bodenkundlichen Definitionen. Trotzdem zeigt solch ein verwittertes Gestein eine Stabilität der Erdoberfläche, was ein wichtiges Merkmal von Böden ist.
Paläoböden als Umweltarchive
Paläoböden enthalten oft wertvolle Informationen über das Klima zur Zeit ihrer Entstehung, besonders wenn ihr Alter bekannt ist. Sie sind aus fast allen erdgeschichtlichen Epochen bekannt und finden sich in Sedimentgesteinen und sogar in metamorphen Gesteinen. Veränderungen durch Diagenese und Metamorphose machen die Identifizierung als Paläoboden jedoch oft schwierig. Wissenschaftliche Methoden können helfen, nachzuweisen, dass eine Schicht vor ihrer Versteinerung einem Bodenbildungsprozess unterlag.
Die Bedeutung von Paläoböden für die Rekonstruktion vergangener Umwelten
Paläoböden zeigen oft Phasen der Stabilität der Landschaftsoberfläche an. Stabilität bedeutet, dass das Ausgangsmaterial durch Verwitterung und andere bodenbildende Prozesse verändert wurde, ohne dass es zu Erosion oder Umlagerung kam. Normalerweise bedeutet das auch eine geschlossene Vegetationsdecke.
Paläoböden in der Quartärforschung
Klimaveränderungen während des Quartärs sind in Sauerstoffisotopenkurven dokumentiert, die globale Temperaturänderungen der letzten 2,6 Millionen Jahre zeigen. Das regionale Klima kann in regionalen Archiven studiert werden. Für die letzten 100.000 Jahre gibt es viele Umweltarchive, die Aufschluss über Umweltveränderungen geben. Löss-Paläoboden-Sequenzen sind besonders geeignete Archive, da sie Klimaschwankungen zeigen und wissenschaftlich untersucht werden.
Tephra-Paläoboden-Sequenzen
Diese Sequenzen, die von Quartärforschern untersucht werden, zeigen die Rhythmen aus Ablagerung und Bodenbildung, die von der Dynamik des jeweiligen Vulkans abhängen. Diese Archive sind global verteilt und nicht nur auf gemäßigte Breiten beschränkt. Diese einfache Darstellung von alten Böden hilft, ihre Bedeutung in der Geologie und Umweltwissenschaften zu verstehen und zeigt, wie sie zur Rekonstruktion vergangener Landschaften und klimatischer Bedingungen beitragen können.
Paläoböden im Weinberg
Paläoböden treten in vielen Regionen auf. Manchmal verwenden schlicht die Geologen, die sich mit einer Region beschäftigen diesen Begriff. In der Provence etwa hat der recht bekannte Önologe Georges Truc viele Böden untersucht. Die eingehendsten Beschreibungen finden sich zum Boden von Rasteau, in dem viele Böden aus sehr altem Untergrund bestehen, die mit Mergel überlagert sind.