Reben im Weinbau
Die Weinrebe (Vitis vinifera) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und spielt eine zentrale Rolle im Weinbau. Ihre Entwicklung, die Anforderungen an Boden und Klima sowie die Bedeutung von Klonen sind für Geologen, Biologen und Önologen von Interesse. Für den Weinbau ist sie die Frucht geworden, weil sie robust ist und sehr viel Zucker produziert.
Botanische Merkmale der Weinrebe
Die Weinrebe gehört zur Familie der Weinrebengewächse (Vitaceae) und umfasst etwa 60 Arten. Die Edle Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera) ist die bedeutendste Art für die Weinproduktion. Sie ist eine mehrjährige, holzige Kletterpflanze mit tiefreichendem Wurzelsystem, das es ihr ermöglicht, Wasser und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten zu erschließen.
Die Blätter sind handförmig gelappt, und die Pflanze entwickelt kleine, grünliche Blüten, die sich zu Beeren (Trauben) entwickeln. Die Domestizierung der Weinrebe begann vor etwa 6.000 bis 8.000 Jahren im Gebiet des heutigen Nahen Ostens.
Archäologische Funde deuten darauf hin, dass der Weinbau in Regionen wie dem Kaukasus, dem heutigen Iran und der Türkei seinen Ursprung hat. Von dort aus verbreitete sich der Weinbau über das antike Griechenland und Rom nach Europa.
Böden
Böden und ihre Bedeutung im Weinbau
Die Qualität der Böden ist eine der Einflussgrößen im Weinbau. Jede Bodenart beeinflusst das Wachstum der Rebe, die Wasseraufnahme, die Mineralstoffversorgung und damit die Charakteristik des späteren Weins. Die Böden der Weinberge variieren stark in ihrer Zusammensetzung und Herkunft, was zu einer beeindruckenden Vielfalt an Weinen führt.
Schieferböden
Schieferböden sind verwittertes metamorphes Gestein, das sich durch feine Schichtenstruktur und gute Wasserdurchlässigkeit auszeichnet. Sie speichern Wärme und geben diese in der Nacht wieder ab, was den Reifeprozess der Trauben fördert.
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Regionen:
- Cahors: In der Appellation Cahors wachsen Malbec-Reben teilweise auf schieferhaltigen Böden, insbesondere in Hanglagen. Diese Böden fördern elegante Weine mit ausgeprägter Mineralität.
- Südliche Rhône: In der Region Faugères, nördlich von Béziers, sind Schieferböden prägend. Die daraus gewonnenen Weine, oft aus Grenache und Syrah, zeichnen sich durch Komplexität und Tiefe aus.
Granitböden
Granit ist ein magmatisches Tiefengestein, das leicht saure Böden bildet. Diese Böden sind nährstoffarm, gut drainiert und fördern tiefes Wurzelwachstum der Reben.
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Regionen:
- Beaujolais: Die Cru-Lagen wie Morgon oder Fleurie profitieren von Granitböden. Die Weine zeigen intensive Fruchtaromen und mineralische Frische.
- Hautes Corbières (Languedoc): Die höheren Lagen des Languedoc haben Granitformationen, die den Weinen aus Mourvèdre eine robuste Struktur und Langlebigkeit verleihen.
Kalkböden
Kalk ist ein Sedimentgestein, das durch Ablagerung von Meeresorganismen entstand. Kalkböden speichern Wasser in Trockenperioden und fördern eine gute Durchlüftung der Wurzeln.
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Regionen:
- Bordeaux: Die Böden der Appellation Saint-Émilion bestehen aus kalkreichen Terrassen, die Merlot-Reben bevorzugen. Die Weine zeigen Eleganz und Balance zwischen Säure und Körper.
- Piemont: Im Barolo-Anbaugebiet besteht der Boden aus Kalkmergel, der den Nebbiolo-Trauben feine Tannine und florale Aromen verleiht.
Schwemmlandböden
Schwemmlandböden entstehen durch Flussablagerungen und bestehen oft aus Sand, Schluff und Ton. Sie sind fruchtbar und gut für tiefer wurzelnde Reben geeignet.
- Regionen:
Kiesböden
Kiesböden bestehen aus größeren Gesteinsfragmenten, die gute Drainage und Wärmeleitung bieten. Sie fördern den Anbau von Rotweinreben mit intensiven Aromen.
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Regionen:
- Bordeaux: Die weltberühmten Weine des Médoc entstehen auf kiesigen Böden. Der Kies speichert tagsüber Wärme und unterstützt Cabernet Sauvignon in seiner Entwicklung.
- Südliche Rhône: Kiesablagerungen entlang der Rhône, etwa in Châteauneuf-du-Pape, begünstigen die Reifung von Grenache-Reben, die kräftige und würzige Weine hervorbringen.
Selektion der Klone
Die gezielte Selektion von Klonen ist ein zentrales Werkzeug im modernen Weinbau, um die Anpassungsfähigkeit und Qualität der Reben zu optimieren. Bei der Selektion werden genetisch identische Reben ausgewählt, die spezifische Eigenschaften aufweisen.
Beispiele erfolgreicher Klonentwicklungen
- Chardonnay in Burgund: Ein Beispiel ist der Klon ENTAV-INRA 95, der in den kalkreichen Böden der Côte de Beaune bevorzugt wird. Dieser Klon bringt Trauben mit gleichmäßiger Reife und hohem Zuckergehalt hervor. Die Weine zeigen eine präzise Säurestruktur und Aromen von Zitrusfrüchten und Mandeln, die ideal für hochwertige Chardonnays sind.
- Pinot Noir in der Champagne: Der Klon ENTAV-INRA 386 wurde gezielt für die Champagne entwickelt. Er bringt kleinere Beeren hervor, was zu einer höheren Konzentration von Zucker und Säure führt. Dadurch eignen sich die Trauben optimal für die Herstellung von Schaumweinen mit langer Reifung auf der Hefe.