Granit im Weinberg
Granit ist ein magmatisches Tiefengestein: Magma hat sich in einer Kammer weit unter der Oberfläche gesammelt - meist mehr als 2 Kilometer, ist jedoch nicht als Vulkan ausgebrochen, sondern in der Erde abgekühlt. Dieser Prozess dauert rund 20 Millionen Jahre.
Steigt die Magma nicht auf, sondern kühlt in der Erde ab, kann sich Granit bilden. Granit ähnelt daher in seiner Zusammensetzung dem Rhyolith. Durch seine Entstehung ist Granit sprichwörtlich hart, glatt und massiv. Angehoben durch tektonische Bewegungen, gelangt es an die Oberfläche.
Granit ähnelt daher in seiner Zusammensetzung dem Rhyolith. Durch seine Entstehung ist Granit sprichwörtlich hart, glatt und massiv.
Er besteht aus einer ausgewogenen Mischung dreier Hauptminerale: Quarz, Feldspat und Glimmer, ergänzt durch kleinere Mengen weiterer Mineralien wie Biotit und Muskovit. Granit kommt in manchen Weinregionen als prägendes Gestein vor, in anderen sind es Beimengungen.
Mineralische Zusammensetzung von Granit
Granit setzt sich hauptsächlich aus den folgenden Mineralien zusammen:
Quarz (ca. 20–40 %):
- Chemische Formel: SiO₂.
- Eigenschaften: Quarz ist sehr widerstandsfähig und verwittert langsam. Dadurch trägt es zur Stabilität der Böden bei und beeinflusst die Drainagefähigkeit positiv.
- Wirkung auf die Reben: Quarz verbessert die Wasserführung des Bodens und sorgt für eine gute Belüftung der Wurzeln. Dies fördert eine tiefere Verwurzelung der Reben.
Feldspat (ca. 40–60 %):
- Eigenschaften: Feldspat zersetzt sich durch chemische Verwitterung in Tonminerale und setzt Kalium, Natrium und Calcium frei.
- Wirkung auf die Reben: Das freigesetzte Kalium reguliert den Wasserhaushalt der Reben und fördert die Fruchtbildung sowie die Zuckerbildung in den Trauben. Die Tonminerale speichern Wasser und stellen es in Trockenperioden zur Verfügung.
Glimmer (ca. 5–20 %):
- Eigenschaften: Muskovit und Biotit sind die häufigsten Glimmerarten in Granit. Sie enthalten Kalium, Magnesium und Eisen.
- Wirkung auf die Reben: Glimmer sorgt für die Anreicherung von Eisen im Boden, das essenziell für die Photosynthese ist. Zudem verbessert er die Mikrostruktur des Bodens, was eine gute Balance zwischen Wasserhaltungsvermögen und Drainage gewährleistet.
Zusätzlich können in Granit Spuren von Mineralien wie Hornblende und Apatit enthalten sein, die Phosphor liefern und das Wachstum der Reben fördern.
Physikalischen Eigenschaften von Granit
Granit hat eine einzigartige Fähigkeit, Wärme zu speichern und abzugeben. Diese Eigenschaft spielt insbesondere in Weinbergen eine wichtige Rolle:
Wärmespeicherung am Tag:
- Granit absorbiert die Wärme der Sonneneinstrahlung tagsüber und heizt sich auf. Dies sorgt dafür, dass der Boden auch bei kühleren Temperaturen warm bleibt.
Wärmeabgabe in der Nacht:
- Nach Sonnenuntergang gibt Granit die gespeicherte Wärme langsam an die Umgebung ab. Diese kontinuierliche Wärmeabgabe schützt die Reben vor Frost und schafft ein milderes Mikroklima.
Die Freisetzung von Granit
Damit Granit an die Oberfläche gelangt, muss die darüber liegende Erdschicht durch Erosion abgetragen oder durch tektonische Bewegungen der Erdkruste an die Oberfläche gehoben werden. Trotz seiner Härte und massiven Struktur verwittert Granit an der Oberfläche durch verschiedene Prozesse auch in der Tiefe. Je nach der Verwitterung zerfällt Granit in unterschiedliche Formen. Was dem Boden bleibt, ist der hohe Gehalt an Mineralien, die den Reben im Weinberg zur Verfügung stehen.
Granit im Weinberg
Die Wirkung von Granitböden auf den Wein ist vielfältig. Im Boden scheint die Wirkung von Granit nicht genau bekannt zu sein. Man findet ebenso viele Hinweise auf steigende Werte der Säure im Wein wie auf sinkende Säuregehalte, wenn Granit im Boden enthalten ist – inklusive wohlklingender Erklärungen für die sich völlig widersprechenden Angaben. Das mag daran liegen, dass solche Prozesse der Wechselwirkung der verschiedenen Bodenbestandteile und der physikalisch-biologischen Prozesse in der Rebe nicht abschließend beschrieben sind.
Etwas einfacher hingegen ist die Wirkung von Granit auf den Wärmehaushalt im Weinberg: Granit speichert die Wärme des Tages und gibt sie nachts an die Wurzeln der Reben ab. Granit wirkt hier nicht direkt auf die Vorgänge in der Rebe, sondern über das Terroir: Auf Granit können Reben wachsen, für die die Lage eigentlich zu kalt ist. Das wirkt sich erheblich auf die Reife um den Zeitpunkt der Lese aus: Die Trauben können lange an der Rebe reifen, entwickeln ihre volle physiologische Reife und behalten in den kühlen Nächten ihre Säure. Einig ist man hingegen: Granit im Weinberg verbessert die Mineralität und Komplexität der Weine.
Weinberge mit oder auf Granit
Granit kommt in Deutschland in den ehemals vulkanischen Regionen an der Mosel, in Baden und Rheinhessen in den Weinbergen vor. Die Gehalte variieren sehr stark, meist sind es verwitterte Anteile im Boden. In Frankreich gibt es Böden mit Anteilen von Granit im vulkanischen Elsass, an der nördlichen Rhône und besonders im Beaujolais, in dem der Gamay sein ideales Terroir gefunden hat.
Granit verwittert und zerfällt in verschiedene Formen bei diesen Prozessen. Und Granit muss nicht bleiben, wo er entstand. Eines der größten Vulkangebiete in Frankreich ist das Massif Central, in dem es gewaltige Vorkommen an Granit gibt und gab. Die verwitterten und erodierten Kiesel aus Granit finden sich an der südlichen Rhône und am rechten Ufer in Bordeaux. Im Médoc bilden Teile dieser aus Zentralfrankreich stammenden Kiesel die Graves.