Gute Lagen für die Weine von Bulfon
Im äußersten Westen der Region Friaul-Julisch Venetien, wo sich das offene Hügelland mit den ersten Ausläufern der Karnischen Alpen verzahnt, liegt das Weingut von Emilio Bulfon. Die Weinberge befinden sich bei Pinzano al Tagliamento, zwischen Flussterrassen und Hanglagen, die durch jahrtausendelange Ablagerungen von Kalk, Lehm und Geröll entstanden sind.
Vom Tagliamento geformt und gebildet
Die Böden bestehen aus kalkhaltigem Lehm und Schotter, die durch ehemalige Flussläufe des Tagliamento über lange geologische Zeiträume abgelagert wurden – typische Terrassen- und Hangsedimente, keine rezenten Schwemmböden. Der nahe gelegene Tagliamento-Fluss hat diese Böden geformt und sorgt bis heute für eine natürliche Durchlüftung der Rebanlagen.
Das Klima, in dem Bulfon die Weine erzeugt
Das Klima ist ozeanisch geprägt und wird durch die Nähe zu den Bergen gemildert. Die thermischen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind ausgeprägt. Diese Bedingungen begünstigen eine langsame Reifung der Trauben, wodurch sich differenzierte Aromen entwickeln können. Besonders spätreifende Sorten wie die Carménère oder der Forgiarìn profitieren davon.
Die ersten alten Rebsorten von Bulfon vor fast 60 Jahren
Emilio Bulfon begann in den 1970er Jahren mit der Anpflanzung vergessener autochthoner Rebsorten des Friauls – lange bevor der Erhalt genetischer Vielfalt im Weinbau größere Beachtung fand. Gemeinsam mit Ampelographen wie Antonio Calò und Ruggero Forti sowie mit Unterstützung durch lokale Behörden und Forschungsinstitute rettete er eine ganze Reihe fast ausgestorbener Sorten.
Die meisten dieser Reben sind heute ausschließlich auf seinem Weingut oder in dessen unmittelbarer Umgebung zugelassen. Ihre Pflege erfordert Geduld, Fingerspitzengefühl und ein umfassendes Verständnis für die pflanzlichen Eigenheiten, die sich nicht wie für gängige Sorten nachlesen lassen.
Viele der Sorten neigen zur Verrieselung oder zeigen unregelmäßige Erträge. Dennoch entstehen daraus Weine von großer Eigenständigkeit, die nicht auf internationale Stilistik zielen, sondern den Charakter der Landschaft spiegeln.
Rebsorten und ihre Eigenschaften
Die Vielfalt der Rebsorten bei Bulfon ist beeindruckend – hier eine Übersicht der heute angebauten Sorten mit den jeweils gesicherten Eigenschaften:
Rote Rebsorten
- Refosco dal Peduncolo Rosso: Autochthone Rebsorte mit rubinroter Farbe, benannt nach dem charakteristisch roten Stielansatz der Trauben. Die Weine zeigen Aromen reifer roter Früchte wie Pflaume und Sauerkirsche, begleitet von pflanzlichen Noten und einem Hauch getrockneter Blüten. Am Gaumen mit präsenter Säure und weichen Tanninen, unterstützt durch feine Gewürznoten.
- Ros di San Zuàn: Bereits 1923 in der ampelographischen Beschreibung des Friauls von Marzotto erwähnt. Eine rote Rebsorte, die von Emilio Bulfon in der Provinz Pordenone wiederentdeckt wurde und seit 2001 in Pinzano al Tagliamento erneut angebaut wird.
- Cianoròs (Pinzanàt): Diese Rebe wurde in Costabeorchia bei Pinzano al Tagliamento identifiziert. Sie war nie weit verbreitet, wächst heute aber wieder im Umland von Gemona und in Pinzano. Die Rebe ist kräftig, mit großen Blättern und dichten, schweren Trauben. Früher wurde sie gerne als Laubenrebe verwendet, um Landhäuser des oberen Friauls zu beschatten.
- Forgiarìn: Stammt ursprünglich aus dem Ort Forgaria in der Provinz Udine, nahe dem Weingut. Einst war sie in den Hügelzonen von San Daniele, im Spilimberghese und Maniaghese weit verbreitet. Heute ist der Anbau auf Pinzano und Castelnovo del Friuli beschränkt, gemäß einem regionalen Reglement. Die Sorte ist spät reifend und anspruchsvoll in der Pflege.
- Piculìt Neri: Eine rote Traube, die von Emilio Bulfon in Costabeorchia entdeckt wurde. Sie ist nicht mit dem weißen Picolit oder dem Roten Picolit zu verwechseln. Der Name «Piculìt» bedeutet im Friaulischen «kleiner Hügel». Der Anbau ist ausschließlich in Pinzano und Castelnovo del Friuli erlaubt. Der Wein zeigt intensive Farbe, ausgewogene Struktur und Aromen dunkler Früchte und Gewürze.
- Sciaglìn: Der Name leitet sich möglicherweise von «schiavolino» ab – ein Hinweis auf die historische Herkunft aus der Slavia im Grenzgebiet zu Slowenien. Heute wird Sciaglìn ausschließlich in Pinzano und Castelnovo del Friuli angebaut. Die Rebe ist selten, mit geringen Erträgen, liefert jedoch besonders duftige Weine mit feiner Frische.
Weiße Rebsorten
- Blanc di San Zuàn: Eine alte weiße Rebsorte, von Bulfon in Navarons bei Meduno entdeckt und bis in die Täler des Natisone verbreitet. Der Wein wurde bereits im 18. Jahrhundert geschätzt und mit dem Picolit verglichen. In historischen Quellen als «liquore» bezeichnet, galt er als delikat, fein duftend und war auf Hochzeitsbanketten und den Tafeln des Adels zu finden.
- Ucelùt: Diese Rebsorte gehört zu den sogenannten «uve uccelline» – früher wildwachsende Reben an Waldrändern, deren Beeren von Vögeln geschätzt wurden. Heute wächst sie nur noch im Hügelland zwischen Castelnovo del Friuli und Pinzano al Tagliamento. Der Wein aus dieser Sorte ist leicht, floral und erinnert an alte bäuerliche Trinktraditionen.
Bedeutung für die Weinlandschaft des Friauls
Emilio Bulfon hat mit seiner Arbeit den Erhalt seltener Rebsorten gesichert. Seine Weine sind eigenständig, ungeschönt und tragen die Spuren ihrer Herkunft: die Böden, das Licht, die Winde – aber auch die Mühe und Ausdauer, die nötig sind, um Sorten zu kultivieren, die weder marktkonform noch ertragssicher sind.
Diese Vielfalt bringt Aromen hervor, die im Friaul eher selten sind, weil nach der Reblaus überwiegend französische Rebsorten im Friaul gepflanzt wurden. Kräuter, Heu, Rosenblätter, dunkle Beeren, Pfeffer, Eukalyptus, oft in unerwarteter Kombination. Darin liegt der Wert der Weine von Bulfon.