Was bedeutet Cuvée beim Wein?
Der Begriff Cuvée wird vor allem im französischen Sprachraum verwendet und bezeichnet einen Wein, der aus mehreren Partien zusammengestellt wurde – meist aus verschiedenen Rebsorten, seltener aus verschiedenen Lagen, Jahrgängen oder Ausbaugefäßen. Cuvée bedeutet wörtlich „Tank“ oder „Gefäß“ und verweist auf die Praxis, Weine gezielt zu kombinieren. Auch in Spanien (als «coupage» oder «mezcla») und Italien («uvaggio» oder «assemblaggio») wird das Verfahren genutzt, allerdings meist ohne die französische Bezeichnung.

Verschiedene Weinberge sind in den Fässern enthalten. Die Weine reifen unterschiedlich und wirken oft zusammen schöner als einzeln abgefüllt: der Sinn der Cuvée. Auf der Domaine Mas des Caprices im Languedoc.
Ist eine Cuvée ein Verschnitt?
Technisch gesehen ist eine Cuvée ein Verschnitt – doch der Begriff ist neutral. Eine Cuvée entsteht nicht durch zufälliges Mischen, sondern durch gezielte Kombination von Weinen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Ziel ist es, Struktur, Aromatik, Säure und Länge harmonisch aufeinander abzustimmen.
Im französischen Sprachgebrauch bezeichnet «Cuvée» ursprünglich den Inhalt eines Gärbehälters (von französisch cuve für 'Gärbehälter'). Daher kann eine Cuvée in Frankreich sowohl ein Verschnitt mehrerer Rebsorten als auch ein Wein aus einer einzelnen Lage sein.
Besonders hochwertige Weine werden gelegentlich als Tête de cuvée oder Cuvée Prestige bezeichnet. Beim Champagner wird der zuerst aus der Kelter ablaufende Most, der die höchste Qualität aufweist, ebenfalls als Cuvée bezeichnet.
Im deutschsprachigen Raum hingegen ist «Cuvée» ein Synonym für Verschnittwein. Dies bedeutet entweder das gemeinsame Keltern oder Vergären verschiedener Rebsorten in einem Gärbehälter oder das spätere Verschneiden von Weinpartien unterschiedlicher Rebsorten oder Lagen. Auch der so gewonnene Wein wird als Cuvée bezeichnet.
Gründe für die Herstellung von Cuvées
Die Kunst des Vermählens verschiedener Weine zu einer Cuvée verfolgt mehrere Ziele:
- Ausgleich von Reifeunterschieden: Unterschiedliche Rebsorten reifen zu verschiedenen Zeiten. Durch das Verschneiden kann der Winzer Weine mit optimaler Reife kombinieren und somit eine gleichbleibende Qualität sicherstellen.

Schon im Weinberg werden die Beeren auf ihre Eignung für die Cuvée des Gutes geprüft und sorgfältig ausgewählt. Auf der Domaine Mas de Mon Père im Malepère.
- Harmonisierung der Aromen: Jede Rebsorte bringt spezifische Aromen und Geschmacksnoten mit sich. Durch die Kombination verschiedener Sorten kann ein ausgewogenes und komplexes Geschmacksprofil erzielt werden.
- Anpassung von Alkoholgehalt und Säure: Verschiedene Rebsorten weisen unterschiedliche Alkohol- und Säurewerte auf. Durch das Verschneiden kann der Winzer den gewünschten Alkoholgehalt und die Säurebalance erreichen.
- Farbintensität: Insbesondere bei Rotweinen kann durch die Zugabe von farbintensiven Rebsorten die Farbgebung des Weins beeinflusst werden. Bereits ein geringer Anteil von etwa 5% einer farbintensiven Sorte kann die Farbintensität deutlich erhöhen.
Vorgaben in Appellationen und Konsequenzen bei Abweichungen
In vielen Weinbaugebieten, insbesondere in Frankreich, sind die Herstellungsmethoden und Zusammensetzungen der Weine durch Appellationsvorschriften streng geregelt. Diese Vorschriften definieren unter anderem:
- Zugelassene Rebsorten: Für jede Appellation ist festgelegt, welche Rebsorten verwendet werden dürfen und in welchem Verhältnis sie im Endprodukt enthalten sein müssen.
- Anbauzonen und Ertragsmengen: Die geografische Herkunft der Trauben und die maximal erlaubte Erntemenge pro Hektar sind festgelegt, um die Qualität und Typizität der Weine zu gewährleisten.
- Vinifikationsmethoden: Bestimmte Herstellungsverfahren, wie die Art der Gärung oder Lagerung, sind vorgeschrieben, um den Charakter der Appellation zu bewahren.
Wenn Winzer von diesen Vorgaben abweichen, dürfen ihre Weine nicht unter der geschützten Appellationsbezeichnung vermarktet werden. Solche Weine werden dann häufig als «Vin de France» klassifiziert, was der untersten Qualitätsstufe entspricht. Diese Weine können aus Trauben verschiedener Regionen Frankreichs erzeugt sein, eine oder mehrere Rebsorten in der Cuvée enthalten und der Ertrag ist auch nicht festgelegt.
Gibt es Cuvées nur bei Rotwein?
Nein. Cuvées gibt es bei Rotwein, Weißwein, Rosé und Schaumwein. Besonders bekannt sind Rotwein-Cuvées aus Südfrankreich (etwa Grenache, Syrah, Mourvèdre) sowie Weißwein-Cuvées aus Bordeaux (Sauvignon Blanc und Sémillon). Auch Champagner ist immer eine Cuvée – meist aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier.
Regionale Unterschiede – warum im Süden mehr Cuvées entstehen
In südlichen Weinregionen wie dem Languedoc, dem Roussillon, Teilen der Provence, des Rhône-Tals sowie in Zentralspanien oder Süditalien gedeihen viele Rebsorten nebeneinander problemlos. Das milde Klima, stabile Reifebedingungen und geringe Pilzgefahr ermöglichen es den Winzern, mehrere Sorten zuverlässig auszubauen. Diese Vielfalt wird genutzt, um Weine mit Tiefe, Ausgewogenheit und regionaler Identität zu erzeugen.
Im Gegensatz dazu sind in nördlicheren Regionen wie dem Burgund, dem Elsass, der Loire oder in Norditalien (z. B. Piemont, Südtirol) die klimatischen Bedingungen enger gefasst. Dort konzentriert man sich oft auf einzelne, bewährte Sorten wie Pinot Noir, Chardonnay oder Riesling. Diese werden zwar manchmal auch in Cuvées verwendet – etwa durch Ausbau verschiedener Parzellen oder Fässer – doch reinsortige Weine sind hier deutlich häufiger.
Cuvée, Assemblage oder Blend – was ist der Unterschied?
«Cuvée» ist der französische Begriff, „Assemblage“ bezeichnet den eigentlichen Vorgang des Zusammenstellens und «Blend» ist die englischsprachige Variante. Im internationalen Sprachgebrauch werden diese Begriffe oft synonym verwendet. In Italien spricht man von „uvaggio“ (Traubenzusammensetzung) oder „assemblaggio“ (Zusammenstellung). In Spanien ist «mezcla» (Mischung) oder «coupage» gebräuchlich.
Sind Cuvées schlechter als reinsortige Weine?
Nein. Die Qualität einer Cuvée hängt von den einzelnen Bestandteilen und der Sorgfalt beim Kombinieren ab. Viele der besten Weine Europas – darunter alle Champagner, fast alle Weine aus Bordeaux und viele Spitzenweine aus Spanien und Südfrankreich – sind Cuvées. Der Ruf von Cuvées hat nur dann gelitten, wenn industrielle Großabfüllungen ohne Herkunftsbezug als «Cuvée» vermarktet wurden.