Alluvialboden

Alluvialböden entstehen durch die Ablagerung von Sedimenten wie Sand, Schluff, Ton und Kies, die Flüsse und Bäche transportierten.

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Alluvialboden

Alluvialböden im Weinbau

Alluvialböden, wie oben im Bild im Friaul, entstehen durch die Ablagerung von Sedimenten wie Sand, Schluff, Ton und Kies, die Flüsse und Bäche transportieren. Diese Böden bieten ideale Bedingungen für den Weinbau, insbesondere durch ihre Fruchtbarkeit und Drainageeigenschaften.

Das deutsche Wort für Alluvialboden ist Schwemmboden; man hat vermutlich schon in der Grundschule gehört: die Erzählungen vom fruchtbaren Nil in der Bibel.

In flachen Tälern mit großen Flüssen wie dem Nil wird der Boden auch in der Jetztzeit immer wieder überschwemmt. Neues Sediment bedeckt immer wieder den Boden.

Was wir heute als Starkregen bezeichnen, war in der Erdgeschichte oft Dauerzustand

Was wir heute als Starkregen bezeichnen, war in der Erdgeschichte oft Dauerzustand.

Alluvialböden hingegen sind überwiegend fertige Böden, die vor langer Zeit entstanden sind und heute praktisch nicht mehr überschwemmt werden. Sie bestehen oft aus mehreren Schichten von Material, das in unterschiedlich alten Phasen der Erde in die Region getragen wurde.

Durch den Wechsel von Warm und Kaltphasen waren auf der Erde zum Teil erhebliche Wassermassen, die entweder bei der Schmelze mächtiger Gletscher ihren Weg bahnten und Material über hunderte Kilometer weit getragen haben. Oder es gab erhebliche Niederschläge, Überschwemmungen, an die wir uns gerade erst wieder gewöhnen müssen.

Boden mit Kiesel - Auflage an der Rhône bei Sablet

Boden mit Kiesel - Auflage an der Rhône bei Sablet

Geologische Merkmale von Alluvialböden

  • Schichtung: Unterschiedliche Korngrößen und Sedimentzusammensetzungen entstehen durch wiederholte Überschwemmungen.
  • Korngröße: Die Partikel variieren von feinem Ton bis zu grobem Kies, je nach Fließgeschwindigkeit und Transportweg.
  • Mineralogische Vielfalt: Häufig enthalten Alluvialböden Quarz, Feldspat und Tonminerale, die je nach Region variieren.
  • Drainageeigenschaften: Sandige Böden bieten gute Drainage, während tonreiche Böden Wasser länger speichern.

Bedeutung im Weinbau

  • Fruchtbarkeit: Alluvialböden sind nährstoffreich, fördern kräftiges Rebenwachstum, können jedoch bei Überfluss die Terroir-Prägung abschwächen.
  • Wasserversorgung: Die Wasserhaltefähigkeit variiert; sandige Böden drainieren schnell, während tonige Böden für Trockenperioden Wasser speichern.
  • Temperaturregulierung: Helle, sandige Böden reflektieren Sonnenlicht und beeinflussen die Reife der Trauben positiv.

Die Regionen südliche Rhône, Languedoc- und Piemont sind Beispiele von großen Schwemmlandflächen, auf denen Wein erzeugt wird.


Languedoc: Wein vom Alluvialboden

Das Languedoc ist eine der vielfältigsten Weinregionen Frankreichs, deren Böden durch eine komplexe geologische Geschichte geprägt sind. Während der Entstehung der Pyrenäen vor etwa 50 Millionen Jahren im Eozän führten starke tektonische Kräfte zu Verwerfungen, die das heutige Languedoc in verschiedene Zonen gliederten. Tiefer liegende Gebiete wurden durch Flüsse und Überschwemmungen mit alluvialen Ablagerungen angereichert, während ältere geologische Formationen, wie Schiefer, Kalkstein und Sandstein, durch die Verwerfungen an die Oberfläche gehoben wurden.

Alluviale Schwemmlandböden im Languedoc

Die Schwemmlandböden im Languedoc befinden sich in den Ebenen entlang der Flüsse Orb, Hérault und Aude. Diese Böden entstanden durch die Ablagerung von Sand, Schluff und Ton, die von den Pyrenäen und den Cevennen herabgetragen wurden. Die durchlässige Struktur der Böden bietet eine gute Drainage, was besonders für den Anbau von Rebsorten wie Grenache, Syrah und Carignan vorteilhaft ist. Diese Böden fördern fruchtige, elegante Weine, die typischerweise eine hohe Säure und Mineralität aufweisen.

Weinberg im Roussillon

Weinberg im Roussillon.

Erhebungen aus älteren Gesteinen

Neben den alluvialen Böden befinden sich im Languedoc auch Weinberge auf älteren, metamorphen Gesteinen wie Schiefer und Gneis. Diese höher gelegenen Weinberge, wie die in den Appellationen Faugères und Saint-Chinian, sind bekannt für ihre armen, durchlässigen Böden, die tief wurzelnde Reben begünstigen. Die daraus resultierenden Weine sind oft seidig und feiner als die von den tiefer gelegenen Alluvialböden.

Das Mittelmeer: Ein verschwindender Ozean

In der Erdgeschichte war das Mittelmeer mehrfach nahezu vollständig ausgetrocknet, ein Prozess, der als messinische Salinitätskrise bezeichnet wird. Vor etwa 5,5 Millionen Jahren verschloss die Hebung der Landmasse am heutigen Gibraltar die Verbindung zum Atlantik. Das Mittelmeer verdunstete fast vollständig, und zurück blieben Salzseen und wüstenartige Bedingungen. Die erneute Flutung vor etwa 5,3 Millionen Jahren durch die Zanclean-Flut brachte riesige Mengen Wasser zurück, die auch zur Ablagerung weiterer Sedimente im Languedoc beitrugen.

Angeschwemmter Kiesel im Roussillon - Domaine Modat

Angeschwemmter Kiesel im Roussillon - Domaine Modat

Im Languedoc, das durch die Verwerfungen während der Entstehung der Pyrenäen geformt wurde, finden sich sowohl Schwemmlandböden als auch Erhebungen aus älteren Gesteinen wie Schiefer und Kalkstein. Flüsse wie der Aude und der Hérault haben fruchtbare Böden geschaffen, die optimal für Rebsorten wie Syrah, Grenache und Carignan sind.

Die geologische Geschichte des Languedoc wurde zudem durch die messinische Salinitätskrise beeinflusst, als das Mittelmeer austrocknete und erneut geflutet wurde, was Sedimente hinterließ, die die Böden weiter bereicherten.

Das überschwemmte Piemont

Das Piemont im Nordwesten Italiens hat eine ebenso bewegte geologische Geschichte. Während der Bildung der Alpen im Tertiär und Quartär wurde das Gebiet wiederholt von den Meeren überflutet, insbesondere während der oligozänen und miozänen Epochen (vor 23–5 Millionen Jahren). Diese Überflutungen hinterließen mächtige Sedimentschichten, die heute die Grundlage für viele Weinberge bilden.

Unterschiedliche Lagen im Piemont

Die Weinberge des Piemont lassen sich grob in zwei Haupttypen unterteilen:

Höher gelegene Lagen
  • Gebiete wie Roero und die Hügel von Langhe wurden von den Meeresschwankungen nicht überschwemmt. Hier dominiert kalkreicher Mergel, der für die Struktur und Langlebigkeit der Weine verantwortlich ist.
  • Die Rebsorten Nebbiolo und Barbera profitieren von diesen Böden, die Weine mit tiefgründigen Tanninen und komplexen Aromen hervorbringen.
  • Besonders in Roero bestehen die Böden aus sandigem Mergel, was zu eleganten, duftigen Weinen führt.
Tiefliegende Schwemmlandebenen
  • In den Tälern und Flussniederungen, wie entlang des Po, haben sich alluviale Sedimente aus Sand und Ton abgelagert.
  • Diese Böden sind nährstoffreicher und fördern ein kräftiges Rebenwachstum. Sie eignen sich besonders für Weißweine wie Arneis, die von den gut drainierten Böden profitieren.
Besonderheiten der Roero-Region

Die Hügel von Roero, westlich der Tanaro, zeichnen sich durch eine Mischung aus sandigen Böden und meeressedimentären Schichten aus. Diese Böden, die durch die Wechselwirkungen von Meeresüberflutungen und Erosion entstanden sind, bringen filigrane Weine mit hoher aromatischer Intensität hervor. Besonders die Rebsorte Arneis, auch als «kleiner Prinz» des Piemonts bekannt, gedeiht hier hervorragend.

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