Karger Schiefer für klare Weine
Schiefer ist kein einheitliches Gestein. Schiefer ist ein gefaltetes Gestein, das sehr gut spaltbar ist und im Weinberg meist verwittert vorkommt.
In Europa wurde die Grundlage für Schiefer vorwiegend im Devon gebildet – woher die Bezeichnung Devon Schiefer stammt. Schiefer ist ein leicht spaltbares Material, es zerfällt bei Verwitterung leicht in feine Platten. Schiefer stammt aus Ton-Sedimenten. Schiefer ist ursprünglich ein Sedimentgestein, gebildet aus Ton, abgelagert auf dem Boden der Meere des Devon.
Durch den hohen Druck in der Tiefe auf dem Meeresboden wurde der Ton zu Tonstein verfestigt. In Asien und Nordamerika sind die Schichten aus Tonstein oft unverändert im Boden verblieben, in Europa weit weniger: an einigen Orten in Nordwestdeutschland und England.
Schiefer stammt also nicht aus fossilen Ablagerungen, auch wenn in Schiefer Skelette eingeschlossen sein können, sind die nicht wesentlich für Schiefer. Neben dem Ton können je nach Lage auch organische Einschlüsse in den Schichten, die später den Schiefer bildeten, eingelagert sein.
Ebenso Silit oder Eisenverbindungen, die aus Flüssen ins Meer gelangt sind. Die verschiedenen Beimengungen erklären die unterschiedlichen Farben, in denen Schiefer vorkommen kann.
Kontinente in Bewegung bringen Schiefer zutage
Die Kontinente waren in der Erdgeschichte in Bewegung: In Europa wurde die Oberfläche der Erde angehoben, gefaltet wie Spielkarten in einem alten Film, aufgetürmt und zum Teil hunderte Meter weit verschoben. Nur wenn der Tonstein bei diesen tektonischen Verwerfungen gefaltet wurde, entstand aus Tonstein Schiefer.
Bei der Faltung von Tonstein entsteht Schiefer. Wer kennt es nicht? Die kindliche Freude, wenn der Verein gewinnt, die Pizza auf den Teller kommt und die Hände kräftig gerieben werden! Was passiert? Die Hände werden warm. Warm wurde es auch dem Ton, der unter enormem Druck von einem ganzen Kontinent, der dabei war, einen anderen Kontinent zu verschieben, gefaltet wurde und die Schichten aneinander rieben wie Kinderhände – nur weitaus gewaltiger.

Schiefer in einem Weinberg im Rheingau
Auf kleinem Raum entstanden sehr hohe Temperaturen, als das Material bei der Scherung zusätzliche gedehnt wurde. Durch den gleichzeitigen hohen Druck, die Temperatur und die Scherung bildete sich aus dem Tonstein Glimmer, ein komplexeres Mineral als Ton.
Die Bildung von Glimmer im Tonstein ist die Schieferung dieses Materials. Glimmer hat eine sehr geringe Härte – besonders parallel zu den Schichtebenen. Es bricht leicht zu diesen Kanten und macht den Schiefer interessant für Schultafeln, Gebäudeverkleidungen und als Unterlage für schöne Food Photos: Man kann leicht Platten aus Schiefer gewinnen.
Schiefer im Weinberg: Einfluss auf den Weinbau
Von Weinbergsböden aus Schiefer kommen einige der interessantesten Weine überhaupt. Das liegt am Boden, der den Reben einen «reizvollen» Untergrund bietet: Reben möchten saftigen Boden, den Schiefer nicht bieten kann.
Karger Schiefer zwingt die Reben dazu, tief zu wurzeln, wo sie ausreichend Wasser und Nährstoffe finden. Schiefer speichert Wärme ... Schiefer speichert tagsüber Wärme und gibt sie nachts wieder an die Reben. Dieser Effekt kann besonders in kühleren Klimazonen oder in Gebieten mit kühlen Nächten von Vorteil sein, da er dazu beiträgt, die Reben im Frühjahr vor Frost zu schützen.
Im Herbst können die Trauben hingegen in kühleren Lagen lange am Rebstock hängen. Sie erreichen ihre phenolische Reife und behalten die Säure in den Beeren. Jedoch kein Wasser: Schiefer ist meist in dünnen Schichten verwittert, die eine gute Drainage ermöglichen.
Dies ist in Regionen mit höherem Niederschlag oder in Gebieten, in denen Staunässe vermieden werden soll, von Vorteil. Es zwingt die Reben dazu, tief zu wurzeln. Sie sind bei Trockenheit keinem Trockenstress ausgesetzt, und zwischen der Oberfläche und den Wurzelspitzen finden sich mehr Nährstoffe als bei flach wurzelnden Reben.
Schieferboden im Weinberg und mineralischer Wein
Einige Winzer und Weinhändler erzählen, dass Schiefer dem Wein eine besondere Mineralität oder einen «steinigen» Charakter verleiht.
Das ist sachlicher Unsinn: In Wein sind kaum Mineralien gelöst.
Die Floskel, Wein von Schiefer und anderem Gestein als mineralisch zu bezeichnen, ist ein sprachliches Bild. Es erleichtert die Kommunikation, weil der eigentliche Zusammenhang zu kompliziert ist. Ein Wein wird auch als mineralisch empfunden, wenn wenige andere, «reif» wirkende Aromen fehlen.
Auf einem kargen Schiefer wird ein Riesling weniger solcher Aromen bilden, als in einem fruchtbaren Obstacker. Auf Schiefer reifen die Trauben lange und behalten bis zur Lese ihre Säure.
Wie Schiefer das Terroir prägt
Durch seine Entstehung liegt Schiefer nicht irgendwo: Er wurde zu einem Gebirge gefaltet und liegt erhöht oder an einem Hang. Unabhängig von den Eigenschaften des Schiefers als Boden bewirkt die Hangneigung und/oder Höhe der Lage, dass die Reben auf einem ausgezeichneten Terroir stehen.
Schieferweinberge im Süden
In nördlichen Weinbergen wie der Mosel und an der Rhein sorgt der Schiefer der durch die nordliche Lage ohnehin klaren Weine für zusätzlichen Schliff.
Ungewöhnlich ist Schiefer in südlichen Weinbergslagen, da dort oft Schwemmlandboden vorherrscht, aber nicht immer.

Ein Rebenfeld der Domaine Montluzia im Corbières liegt auf reifem Schiefer.