Weinberg | Lage, Boden, Bearbeitung - der Weg zum Wein

Was macht einen guten Weinberg aus? Böden, Lagen, Klima, Ertrag und Pflege – so entscheidet sich, welches Potenzial ein Wein später im Keller hat.

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Weinberg | Lage, Boden, Bearbeitung - der Weg zum Wein

Von Grund auf: der Weinberg

Wein wird oft entweder mystifiziert oder im Supermarkt unter den Arm geklemmt. Die Quelle für jeden Wein: der Weinberg, in dem die Reben ihren Lebensraum haben. Dieser Lebensraum kann günstig oder ungünstig für Reben allgemein sein und auch die verschiedenen Rebsorten haben zum Teil sehr verschiedene «Bedürfnisse».

Wie werden handwerklich gut gemachte Weine erzeugt und welche Rolle spielt dabei der Weinberg? Winzer arbeiten alle nach den gleichen Grundsätzen, ob nun in Frankreich, Italien oder Spanien. Sie haben verschiedene Voraussetzungen in ihren Regionen, aber die Reben reagieren überall gleich.

Terroir und natürliche Faktoren

«Guter Wein wird im Weinberg gemacht» ist die Idee vieler guter Winzer und erstaunt die Besucher, die doch die Winzer als die Schöpfer der Weine sehen. Der Begriff des Terroirs liegt nahe, und ein Weinberg ist meist flach.

Weinberg in der Provence

Weinberg in der Provence.

Biologische Ausgewogenheit

Die biologische Ausgewogenheit im Weinberg ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Terroirs. Ein gesunder Weinberg ist ein komplexes Ökosystem, in dem Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen interagieren. Diese biologische Vielfalt trägt zur ökologischen Stabilität bei und fördert die natürliche Schädlingsbekämpfung und die Bestäubung der Reben.

Die Förderung der Biodiversität durch die Anpflanzung von Hecken, Bäumen und Blühstreifen schafft Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Dies trägt nicht nur zur ökologischen Stabilität bei, sondern fördert auch die natürliche Schädlingsbekämpfung und die Bestäubung der Reben.

Eine ausgewogene biologische Vielfalt kann auch die Bodenqualität verbessern und die Widerstandsfähigkeit der Reben gegenüber Krankheiten und Schädlingen erhöhen.

Geologische Verhältnisse und Boden

Die geologischen Verhältnisse eines Weinbergs sind von entscheidender Bedeutung für die Qualität des Weins. Der Untergrund, der aus verschiedenen Gesteinsschichten bestehen kann, beeinflusst die Drainage, die Wasserspeicherkapazität und die Versorgung der Reben mit Mineralien. Gesteinsarten wie Kalkstein, Schiefer oder Granit haben jeweils unterschiedliche Eigenschaften, die sich auf den Lebensraum der Reben auswirken.

Der obere Boden, auch als Oberboden bezeichnet, ist die Schicht, in der die Wurzeln der Reben hauptsächlich wachsen. Dieser Boden ist reich an organischer Substanz und Nährstoffen, die für das Wachstum der Reben essenziell sind. Die Bearbeitung des Oberbodens, die später detailliert beschrieben wird, ist entscheidend, um die Bodenstruktur zu verbessern und die Nährstoffversorgung der Reben zu optimieren.

Klima und Mikroklima

Das Klima und das Mikroklima eines Weinbergs spielen eine entscheidende Rolle für die Reifung der Trauben und die Qualität des Weins. Das Klima umfasst die allgemeinen Wetterbedingungen einer Region, während das Mikroklima die spezifischen Bedingungen eines bestimmten Weinbergs beschreibt, die durch Topographie, Bodenbeschaffenheit und andere lokale Faktoren beeinflusst werden.

Klima und Terroir

Die Temperatur, Sonneneinstrahlung und Niederschlagsmenge beeinflussen die Reifung der Trauben und damit den Zucker-, Säure- und Aromagehalt des Weins. Kühlere Klimazonen führen oft zu Weinen mit höherer Säure und frischerem Charakter, während wärmere Klimazonen kräftigere und alkoholreichere Weine hervorbringen.

Mikroklima und seine Wirkung im Weinberg

Die Hangneigung, Höhe und Ausrichtung des Weinbergs beeinflussen die Sonneneinstrahlung und die Luftzirkulation. Hanglagen bieten oft bessere Entwässerung und sind besser durchlüftet, was Krankheiten wie Mehltau vorbeugt. Die nächtliche Abkühlung in Hanglagen kann die Säure stabilisieren und die Aromen intensivieren.

Zusammenhänge und Wechselwirkungen

Die geologischen Verhältnisse, das Klima und die biologische Ausgewogenheit eines Weinbergs sind eng miteinander verbunden und beeinflussen einander. Die geologischen Verhältnisse bestimmen die Bodenbeschaffenheit und die Wasserversorgung der Reben, während das Klima und das Mikroklima die Reifung der Trauben und die Entwicklung der Aromen beeinflussen. Die biologische Ausgewogenheit trägt zur Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Reben bei und fördert die natürliche Schädlingsbekämpfung.

Diese Zusammenhänge und Wechselwirkungen machen das Terroir zu einem komplexen und vielschichtigen System, das die Qualität und den Charakter des Weins entscheidend prägt. Im folgenden Abschnitt wird die Bodenbearbeitung detailliert beschrieben, die eine zentrale Rolle bei der Pflege und Optimierung des Terroirs spielt.

Weinberge in Europa

Reben in der Provence an der Rhône

Reben in der Provence an der Rhône

Im Süden von Frankreich stehen die Reben in einer heißen Region, oft im flachen Gelände. Im deutschen Baden oder in Rheinhessen finden sich ähnliche Bedingungen. Im Norden, etwa im Burgund oder an der Mosel, dominieren steile Hanglagen. Sie fördern eine bessere Entwässerung und Sonneneinstrahlung und sind besser durchlüftet, was Krankheiten wie Mehltau vorbeugt.

Entstehung der Weinberge

Der Boden der Weinberge entstand immer über viele Millionen, manchmal auch Milliarden Jahre. Fast immer lag er auf dem Boden von Meeren, die im Laufe der Warmperioden der Erde das Land bedeckten. In Eiszeiten lag dieser Boden dann unter Eisschichten, die Gestein aus fernen Gebieten ablagerten. 

Diese Schichten liegen selten gerade übereinander, meist wurden sie mehr oder weniger stark bei den Bewegungen der Kontinente verschoben, angehoben oder in die Tiefe der Erde gedrückt. Granit etwa ist in der Tiefe erkaltete Lava, die nicht als Vulkan ausgebrochen ist und später an die Oberfläche gehoben wurde.

Einfluss der Hanglage

Die Hangneigung kann einen völlig anderen Boden im Weinberg bedeuten.

Die Hangneigung kann einen völlig anderen Boden im Weinberg bedeuten.

Hanglagen bieten zusätzliche Vorteile wie Fallwinde, die nachts die Säure stabilisieren und das Aroma fördern. Die Lese erfolgt oft später, um die phenolische Reife zu maximieren. In Regionen wie dem Languedoc oder an der Mosel ist die Neigung entscheidend für die Bodenbeschaffenheit. Im Tal der Ouvèze in der Provence sind sandige Böden typisch, während Hanglagen wie in Vacqueyras ältere Gesteinsschichten aufweisen.

Nördliche oder südliche Weinregionen

Ein Weinberg im Chablis wird beregnet, um Schäden durch Frost im Frühjahr abzuwenden.

Ein Weinberg im Chablis wird beregnet, um Schäden durch Frost im Frühjahr abzuwenden.

Nördliche Regionen wie das Burgund oder die Champagne bringen oft reinsortige Weine hervor, während in südlichen Regionen wie dem Languedoc meist mehrere Rebsorten in einem Wein verwendet werden. Solche Weine werden in Deutsch oft als Cuvées bezeichnet, es sind jedoch Assemblages. Auf dem Kalkgestein der Klippen von La Clape entstehen andere Weine als in Faugères, wo Schiefer die Böden prägt.

Weinberge sind in die Umgebung eingebunden, wenn guter Wein darauf entstehen soll.

Weinberge sind in die Umgebung eingebunden, wenn guter Wein darauf entstehen soll.

Arbeiten im Weinberg

Der Winzer macht den Weinberg zu einem Lebensraum. In der Provence.

Der Winzer macht den Weinberg zu einem Lebensraum. In der Provence.

Bodenbearbeitung

Eine gute Bodenbearbeitung in einem Weinberg verbessert die Bodenqualität und fördert das ökologische Gleichgewicht. Dies kann durch verschiedene Methoden erreicht werden:

  • Verwendung von Pflanzen zur Düngung, um den Boden zu verbessern und Erosion zu verhindern
  • Vermeidung von übermäßiger Bodenverdichtung, die das Wurzelwachstum behindern
  • Förderung von Bodenorganismen durch die Verwendung von Kompost .

Ob und wie der Boden zwischen den Reben bearbeitet wird, ist ein großes Thema - und Streit - im Weinbau. Einige Winzer bearbeiten ihren Boden nicht und beschimpfen solche, die es doch tun... hier sollte man bei Winzerbesuchen nicht zu viel fragen, das kann sehr emotional werden.

Eine zentrale Frage ist folgende: Reben sind wie alle Lebewesen faul und wurzeln flach. Was sie empfindlich macht sowohl gegen Trockenheit als auch zu viel Nässe. Wird der Boden zwischen den Reben gepflügt und die flachen Wurzeln zerschnitten, sind die Reben gezwungen, ihre Wurzeln tiefer ins Erdreich zu bohren.

Welcher Weg nun der richtige ist, hängt zum einen von der Art Wein ab, der erzeugt werden soll. Ein sehr teurer Grand Cru kann und soll von geringen Erträgen im Weinberg stammen. Ein günstiger, wenn auch guter Wein muss von ertragsstärkeren Reben stammen.

Es ist auch ein Unterschied, ob die Reben auf reichem Schwemmboden mit Toneinschlüssen stehen (speichert gut Wasser) oder kargem Kalk (das Wasser verschindet im Boden).

Komplexer Lebensraum Weinberg

Alles in allem ist der Weinberg ein komplexes System, in dem alle Elemente miteinander interagieren und zusammenarbeiten, um die besten Bedingungen für die Produktion von hochwertigen Trauben zu schaffen. Der Respekt vor dieser Komplexität und die Bewirtschaftung des Weinbergs auf eine Weise, die die Gesundheit und Vielfalt des Systems fördert, sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen und nachhaltigen Winzerhandwerk. Nur Mut!

Es lohnt sich, den Blick auf dieses Thema aus Sicht des Winzers zu wählen: er steht mit dem Wein nach langer Arbeit mit zig anderen aus seiner Region, hunderten aus der Appellation und unzählbaren weltweit im Wettbewerb.

Eine Nuance zu viel Frucht, etwas zu wenig Säure zu viel Alkohol und die Kritik wird den Wein, der mit so viel Aufwand erzeugt wurde, weit zurückwerfen. Es erfordert also schon viel Mut, Ausdauer und Engagement so lange im Weinberg zu stehen und den Ausgang der Reise nicht genau zu kennen.

 

Arbeit mit dem Pferd auf dem Weinberg der Familie Renard im Beaujolais

Arbeit mit dem Pferd auf dem Weinberg der Familie Renard im Beaujolais, die Bodenverdichtung minimiert.

Weinbergpflege: Rebschnitt, Laubarbeit und Lese

Die Pflege des Weinbergs ist ein entscheidender Faktor für die Qualität der Trauben und damit für den späteren Wein. Verschiedene Maßnahmen tragen dazu bei, optimale Wachstumsbedingungen für die Reben zu schaffen und die Gesundheit der Pflanzen zu gewährleisten.

Die wichtigsten Aspekte der Weinbergpflege:

Rebschnitt

Der Rebschnitt ist eine der wichtigsten Arbeiten im Weinberg und wird in der Regel im Winter durchgeführt. Dabei werden die Reben zurückgeschnitten, um das Wachstum und die Ertragsmenge zu steuern. Ein gezielter Rebschnitt hat mehrere Vorteile:

Steuerung des Wachstums: 

Durch das Zurückschneiden der Reben wird das Wachstum kontrolliert, was zu einer besseren Verteilung der Nährstoffe und einer höheren Qualität der Trauben führt. 

Ertragsregulierung

Der Rebschnitt hilft, die Ertragsmenge zu regulieren, um eine Überproduktion zu vermeiden, die zu einer geringeren Qualität der Trauben führen kann.

Gesundheit der Reben

Ein gut durchgeführter Rebschnitt fördert die Gesundheit der Reben, indem er die Luftzirkulation verbessert und das Risiko von Krankheiten verringert. 

Laubarbeit

Die Laubarbeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Weinbergpflege und umfasst das gezielte Ausdünnen und Positionieren der Blätter. Dies hat mehrere Vorteile:

Sonnenlichteinstrahlung 

Durch das Ausdünnen der Blätter wird sichergestellt, dass die Trauben ausreichend Sonnenlicht erhalten, was für die Reifung und die Entwicklung der Aromen entscheidend ist.

Schutz vor Sonnenbrand

Gleichzeitig schützt eine gut durchgeführte Laubarbeit die Trauben vor Sonnenbrand, indem sie eine ausgewogene Belichtung gewährleistet.

Luftzirkulation

Eine gute Laubarbeit verbessert die Luftzirkulation im Weinberg, was das Risiko von Pilzkrankheiten verringert und die Gesundheit der Reben fördert.

Grünlese

Die Grünlese ist ein wichtiger Schritt in der Weinbergpflege, der darauf abzielt, die Qualität der Trauben zu verbessern. Dabei werden überschüssige, unreife Trauben entfernt, um die verbleibenden Trauben besser reifen zu lassen. Die Vorteile der Grünlese sind:

Qualitätssteigerung

Durch das Entfernen überschüssiger Trauben wird die Energie der Rebe auf weniger Trauben konzentriert, was zu einer besseren Reifung und höheren Qualität führt. Die Reduktion der Erträge pro Rebe war eine der wesentlichen Verbesserungen, die im Weinberg im modernen Weinbau eingeführt wurden. Es wäre in früheren Zeiten undenkbar gewesen, Trauben von den Reben zu schneiden.

Ertragsregulierung

Die Grünlese hilft, den Ertrag zu regulieren und eine Überproduktion zu vermeiden, die zu einer geringeren Qualität der Trauben führen kann.

Gesundheit der Reben

Eine gut durchgeführte Grünlese fördert die Gesundheit der Reben, indem sie die Luftzirkulation verbessert und das Risiko von Krankheiten verringert.

Lese

Die Lese, also die Ernte der Trauben, ist der Höhepunkt der Weinbergpflege und kann entweder manuell oder maschinell erfolgen. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile:

Manuelle Lese

Die manuelle Lese ist zwar aufwendiger und teurer, ermöglicht aber eine selektive Ernte der besten Trauben. Dies ist besonders für hochwertige Weine von Vorteil, da nur die besten Trauben geerntet werden.

Maschinelle Lese

Die maschinelle Lese ist schneller und kostengünstiger, kann aber zu einer weniger selektiven Ernte führen. Moderne Erntemaschinen sind jedoch in der Lage, eine schonende und qualitativ hochwertige Ernte durchzuführen.

Die Wirkung der Weinbergpflege durch die Winzer

Die Weinbergpflege umfasst verschiedene Maßnahmen, die entscheidend für die Qualität der Trauben und damit für den späteren Wein sind. Der Rebschnitt, die Laubarbeit und die Lese sind die wichtigsten Aspekte dieser Pflege. Durch gezielte Maßnahmen können die Winzer optimale Wachstumsbedingungen für die Reben schaffen und die Gesundheit der Pflanzen gewährleisten, was letztlich zu hochwertigen Weinen führt.

Thomas Henke schreibt seit über 20 Jahren im weinraum über Wein, Winzer, Regionen und den Genuß von Wein. Mehr über den Autor.
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