Vom Weinsee zur Schatzkammer
Das Languedoc ist seit vielen Jahren schon zu einer besten Regionen des französischen Weinbaus geworden. Obwohl seit ebenso vielen Jahren von den besonderen Weinen geschrieben wird: es bleibt jenen vorbehalten, die Weinzeitschriften oder -literatur lesen. Also den wenigsten jener, die gerne einen handwerklich gut gemachten Wein trinken.

Trauben kommen vom Weinberg in den Keller
Es bleibt auch nach der langen Zeit beim «oh, ein Bordeaux, war der teuer?», während der Rest der Regionen meist nur ein schultzucken hervorruft.
Das Languedoc als Sehnsuchtsort
Die meisten der heutigen Spitzenreiter im Languedoc stammen aus anderen Regionen, oft auch anderen Berufen. Es sind jene, die nicht nur «nachhaltig» predigen und der Karriere folgen, sondern einen anderen Weg gegen wollten. Selbst mit einem gewissen Vermögen ist ein Weingut eine große Investition, besonders das Land.

Abgeschiedene Weinberge, ohne Einfluß von Nachbarn gibt es ausreichend im Languedoc. Carignan Reben im Corbières.
Günstiges Land
Genau das war und ist im Languedoc jedoch günstig, oft bekommt man zudem Zuschüsse, wenn man es auch der Brache wieder belebt. Und es lebt sich im ganzjährig warmen Languedoc gut. Vielen Winzern aus dem kalten Norden, Bänkern mit zu engen Krawattenknoten, Pharmazeutinnen und Beraterinnen keimte der Gedanke: im Languedoc ein neues Leben beginnen.
Zwei dieser Leute waren Magali und Dominique Roux, die im Corbières mit zwei Eseln, die ebenso stur waren begannen Wein zu erzeugen.

Domaine des deux Anes im Corbières, mit Blick aufs Meer
Die Weine der zwei Esel - kräftige Weine mit Charakter
Seit dem Jahr 2000 erzeugen Magali Terrier und ihr Mann Dominique Roux biologischen Wein im im Corbières, der größten Appellation des Languedoc .
Von Beginn an waren das naturnah und biologisch erzeugte Weine, die mit ihrer herausragenden Qualität schnell an der Spitze des Corbières standen und es bis heute geblieben sind. Dank des unermüdlichen Einsatzes im Weinberg, in dem die Reben gesund gedeihen sollen, und dank der Geduld im Weinkeller, in dem man den Weinen Zeit zur Reife gibt.

Die Esel der Domaine
Ursprünge der zwei Esel im Burgund
Die beiden haben den Weinbau im nördlichen Burgund gelernt und sich das Languedoc gezielt ausgesucht, weil es für den naturnahen Weinbau ideale Voraussetzungen hat. Ein wesentlicher Punkt für diese Wahl ist natürlich, dass die Sonne dort fast ständig scheint und die Durchschnittstemperatur hoch ist. Viele Traubensorten reifen im Languedoc voll aus.
Für die «Domaine des 2 Ânes» und ihre Vorstellung von biologischem Weinbau ist es jedoch der Wind, der eine entscheidende Rolle spielt. Im Languedoc ist es fast immer recht windig.
Der Wind als Schlüssel für biologischen Anbau
Abgesehen von der großen Wetterlage wirkt das große Festland Frankreichs je nach Temperatur wie ein Blasebalg. Es zieht entweder die feuchte Luft über dem Mittelmeer über das Languedoc ins Landesinnere oder drückt die trockene Luft aus dem Zentralfrankreich in Richtung Mittelmeer.

Wind ist im Languedoc nahezu immer vorhanden
Egal, was für ein Wind weht, er ist gut für die Rebe. Die trockenen Winde blasen die Blätter trocken, das hält Krankheiten fern. Die feuchten Winde spenden den ausgedörrten Reben Feuchtigkeit.
Jedoch selten so lange, dass sich Pilze auf den feuchten Blättern bilden könnten. Meist ändert sich der Wein schnell genug und ein trockener Wind aus einer anderen Richtung trocknet die Blätter wieder.

Gesund Trauben gibt es im Weinberg selten geschenkt. Natürliche Mittel sind aufwändig, doch das Ergebnis ist hervorragend.
Die «Domaine des 2 Ânes» ist nicht das einzige Weingut, das von Wagemutigen gegründet wurde, die naturnahe, aber auch einzigartige Weine erzeugen wollten. Auch wenn heute, gut 20 Jahre später, einige Winzer diesen Weg eingeschlagen haben, bleiben die Weine, deren Geschmack außergewöhnlich gut ist, im Corbières die Ausnahmen.
Neben der vielen Arbeit ist für die guten Weine präzises Arbeiten von Nöten.
Und eine feine Nase, eine Vorstellung, wie die Weine eigentlich werden sollen; aus welchen Rebsorten eine Cuvée entstehen soll und auf welchen Weinbergen die passenden Trauben für die gewünschten Weine gedeihen. Gerade der geschmackliche Aspekt der Winzer-Arbeit macht einige Adressen besonders interessant, andere weniger.
Die «Domaine des 2 Ânes» gehört sicher zu den interessanten Betrieben im Corbières. Schon seit ihrem zweiten Jahrgang – es war der des Jahres 2003 – ist das Gut im weinraum vertreten.

Magli Roux betreibt das Gut heute alleine mit einem kleinen Team.
Die «Domaine des 2 Ânes» hat abgeschlossene, zum Meer abfallende Rebflächen, die Carignan, Grenache, Syrah, Mourvèdre und weiteren wärmeliebenden Rebsorten ihr ideales Terroir bieten.
Diese Abgeschlossenheit der Rebanlagen ist die Voraussetzung für den biologischen Anbau der Trauben. Von keinem konventionell arbeitenden Nachbarn wehen chemische Substanzen auf die Weinberge. Sie würden das empfindliche Gleichgewicht der Reben in ihrem Lebensraum stören.
Diesem Gleichgewicht gilt die Arbeit von Magali in den Weinbergen. In den Rebanlagen setzt sie keinerlei chemische Dünger oder Hilfsmittel ein. Die Verwendung von Kompost fördert die Mikroflora im Boden, die Wurzelbildung und löst für die Reben wichtige Bodenmineralien.
Die Erziehung der Reben, der kurze Schnitt, die geringe Erntemenge und der sorgfältige Blattschnitt sorgen für reife und aromatische Trauben. Die Traubensorten reifen einzeln aus, und Dominique, der mit seiner feinen Nase den Zustand der Trauben, der Maische und der Gärung zu lesen gelernt hat, vinifiziert sie einzeln, um jeder Sorte den maximalen Geschmack zu entlocken.

Trauben per Hand gelesen und im kleinen Eimer transportiert
Die Gärung startet ausschließlich durch natürliche Hefen, die auf den Trauben im Weinberg schon vorhanden waren. Der Verzicht auf künstliche Hefen ist nicht nur eine Konsequenz des biologischen Anbaus, es ist vor allem eine Frage der angestrebten Weinqualität. Besondere Aromen, die zudem den Verlauf des Jahres widerspiegeln, gelingen nur mit diesen natürlichen Hefen.
Dominique wendet im Weinkeller eine sonst fast nirgends mehr anzutreffende Mühe auf: so drückt er den Tresterhut - die Schicht der Schalen im Gärbehälter – auf zwei Balken abgestützt mit den Füßen wieder in den Most. Normalerweise wird der Most am Boden abgezogen und umgepumpt.
Dieses Treten der Trester ist eine harte und aufwändige Arbeit - besonders, wenn die Gärzeit bis zu sechs Wochen beträgt. Für den Wein ist dieses Treten schonender als der Einsatz einer Pumpe, und so bringt Dominique diese Mühe gerne auf.
Der Einsatz der Holzfässer beim Ausbau der Weine dient nur der Reife der Weine, ein ausgeprägtes Aroma vom Eiche wird tunlichst vermieden - die Weine bringen aus dem Weinberg so viel dichte Aromen mit, dass diese den Wein bestimmen sollen.
Die Esel freuen sich übrigens immer, wenn jemand zum Streicheln kommt.