Weinkeller

Trauben werden gelesen, kommen in den Weinkeller und der fertige Wein kommt aus dem Weinkeller. Doch was passiert im Weinkeller? Ist es wirklich mystisch? Nö.

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Weinkeller

Was passiert im Weinkeller?

Nach der Lese gelangen die Trauben in den Weinkeller. Je nach Philosophie des Winzers geschieht dort Folgendes:

  • Entrappen und Pressen: Die Beeren werden von den Stielen getrennt, um grüne Noten und unerwünschte Gerbstoffe zu vermeiden. Anschließend erfolgt das sanfte Pressen.
Trauben und Stiele können getrennt werden oder kommen zusammen in die Maische

Trauben und Stiele können getrennt werden oder kommen zusammen in die Maische.

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  • Gärung: Die Umwandlung von Zucker in Alkohol kann spontan mit natürlichen Hefen oder gezielt mit Reinzuchthefen erfolgen. Handwerkliche Winzer bevorzugen meist die natürliche Variante, während industrielle Erzeuger die Gärung stark steuern, um immer gleiche Ergebnisse zu erzielen.
Die Gärung des Mostes

Die Gärung des Mostes.

  • Maischestandzeiten und Extraktion: Rotweine bleiben länger auf der Maische, um Farbstoffe und Gerbstoffe aus den Schalen zu lösen. Die Intensität der Extraktion beeinflusst Tanninstruktur und Mundgefühl.
Der Saft im Kontakt mit den Schalen der Beere - die Maische

Der Saft im Kontakt mit den Schalen der Beere - die Maische.

  • Lagerung und Reifung: Die Wahl des Behältnisses – Stahltank, großes Holzfass oder Barrique – bestimmt die Entwicklung des Weins. Holz gibt Struktur und Sauerstoffkontakt, Stahl bewahrt Frische und Primärfrucht.
Für die Reife gibt es sehr viele Möglichkeiten und Materialien

Für die Reife gibt es sehr viele Möglichkeiten und Materialien. Holzfässer auf der Domaine Riere Cadene im Roussillon

  • Filtration und Schönung: Während handwerklich hergestellte Weine oft nur minimal filtriert werden, setzen industrielle Betriebe auf starke Filtration, Schönungsmittel und Stabilisatoren, um Mängel auszugleichen.
Filter? Haben wir nicht.

Filter? Haben wir nicht. Viele handwerkliche Weine werden nicht oder nur wenig gefiltert, weil Filtern das Aroma stark reduziert. Der Preis ist das Depot bei gereiften Flaschen am Boden der Flasche. Der Gewinn ist das Aroma solcher Weine.

  • Abfüllung: Der letzte Schritt, bei dem entschieden wird, ob der Wein noch reifen soll oder bereits trinkfertig in den Handel kommt.
Frisch abgefüllte Flaschen.

Frisch abgefüllte Flaschen.

Warum der Weinkeller nur die zweite Stufe ist

Ein handwerklich arbeitender Winzer erzeugt seinen Wein im Weinberg. Klima, Boden und sorgfältige Handarbeit entscheiden über die Qualität der Trauben. Gesunde, ausgewogene Trauben benötigen im Keller kaum Eingriffe. Ein guter Kellermeister begleitet den natürlichen Prozess, ohne ihn zu verfälschen.

Hier wird er Wein erschaffen: im Weinberg

Hier wird er Wein erschaffen: im Weinberg.

Industrielle Produzenten, die oft Trauben von verschiedenen Lagen oder sogar Regionen zukaufen, stehen hingegen vor ganz anderen Herausforderungen. Minderwertiges Lesegut wird mit Technik und Chemie verbessert: Säurekorrekturen, Aromaverstärker, künstliche Tannine und Zuckerzugaben sind Werkzeuge, um fehlerhafte oder langweilige Grundweine markttauglich zu machen. Ein solches Produkt hat mit handwerklichem Wein wenig zu tun.

Der Weinkeller in Kürze

Der Weinkeller kann einen guten Wein abrunden, aber nicht erschaffen. Wer handwerkliche Qualität will, muss sich mit dem Ursprung des Weins beschäftigen: dem Weinberg. Dort entscheidet sich, ob der Keller nur noch minimal eingreifen muss – oder ob er mit künstlichen Korrekturen ein Massenprodukt erschafft.

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Zum Thema passend:

  • Ausbau

    Ausbau

    Der Ausbau von Wein ist die Phase nach der Gärung, in der sich der Wein durch Lagerung und Reifung entwickelt. Diese Zeitspanne ist entscheidend für den Stil des Weins, da verschiedene Verfahren und Behälter den Geschmack, die Struktur und die Textur maßgeblich beeinflussen.

    Die Reifung der Weine nach der Gärung:

    Der Ausbau der Weine

  • Spontan vergorene Weine

    Spontan vergorene Weine

    Was machen moderne, qualitätsbewusste und sehr engagierte Winzer anders? Sie machen möglichst wenig an ihren Weinen. Sie lassen den Wein entstehen.
    Ein spontan vergorener Wein hat ein völlig anderes, tieferes Aromenbild als ein Wein aus der Gärung mit Reinzuchthefen.

    Sehr sauber arbeitende Winzer können ihre Weine natürlich gären lassen:

    Die spontane Gärung der Weine

  • Gerbstoff

    Gerbstoff

    Gerbstoffe, auch Tannine genannt, sind phenolische Verbindungen, die in Pflanzen, insbesondere in der Schale, den Kernen und Stielen von Trauben, vorkommen. Sie gehören zu den wichtigsten Inhaltsstoffen, die die Struktur, Lagerfähigkeit und sensorische Wahrnehmung eines Weins prägen.

    Klebt an der Zunge:

    Der Gerbstoff

  • Hefe

    Hefe

    Hefen produzieren weit mehr als nur Alkohol: viele Aromen werden bei der Gärung gebildet. Bei der Spontangärung mehr, bei Reinzuchthefen meist weniger. Was auch erwünscht ist, um ein für den Massengeschmack gefälliges Produkt zu erzeugen. DIe natürlichen Hefen der spontanen Gärung erzeugen Weine mit Charakter.

    Der Motor der Gärung:

    Die Hefen

  • Phenolische Reife

    Phenolische Reife

    Während Zucker und Säure in der Beere oft früh ausgereift sind, benötigt die phenolische Reife mehr Zeit. Die phenolische Reife ist die Reife der Aromenstoffe. Teilweise gehen diese Aromen von den Beeren in den Wein. Besonders wichtig sind Verbindungen, aus denen bei der Gärung erst Aromen entstehen. Im Süden entstehen aus Beeren, die bei voller phenolischer Reife gelesen werden, sehr alkoholreiche Weine. Oder gar keine: Wildschweine und Insekten machen sich über zu lange reifende Trauben her.

    Wird heute oft nicht mehr gewünscht

    Die phenolische Reife der Trauben

  • Kühle Nächte im Weinberg

    Kühle Nächte im Weinberg

    In Regionen mit kühlen Nächten bleibt die Apfelsäure stabil, da die Atmung der Trauben reduziert ist. Diese Temperaturunterschiede tragen zu Weinen mit einer lebendigeren Säurestruktur bei, wie im Piemont, dem Burgund und Beaujolais oder der Champagne.

    Der Garant für frische Weine mit Ausdruck:

    Kühle Nächte im Weinberg

  • Die Erde macht was

    Die Erde macht was

    Die Erdgeschichte ist geprägt von Wärmephasen, während deren das Meer heutige Landflächen überflutet hat. Durch die Kontinentaldrift wurden diese Landflächen später angehoben, was zur Bildung einzigartiger Terroirs führte.

    Meere und Kontinente bildeten Terroirs:

    Wie das Wasser die Weinberge bildete

  • Gärung

    Gärung

    Die Gärung ist komplexer Vorgang, der meist sehr verkürzt dargestellt wird: Hefe wandelt Zucker (Glukose und Fruktose) in Alkohol (Ethanol) und CO2 um.
    Doch die Vorgänge sind weitaus vielschichter und es entstehen viele der Aromen, die einen Wein erst ausmachen bei dieser Gärung.

    Vielfältiger als angenommen:

    Die Gärung von Wein

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