Das Terroir von Thieuley im Entre deux Mers
Das Weingut liegt auf drei Hauptkuppen mit ost- und südexponierten Hängen in durchschnittlich 80 Metern Höhe. Im Clos Sainte Anne, einer Parzelle mit südlicher Ausrichtung, findet sich tiefgründiger Kies über feinem Ton und kalkigem Untergrund – geeignet für reifere Merlot-Varianten. Die Bedingungen begünstigen sowohl die Wasserführung der Reben als auch eine ausgewogene Versorgung in heißen Sommern.

Die Böden bestehen überwiegend aus lehmig-kalkigem Untergrund mit variablen Anteilen von Kies – auf französisch argilo-calcaire und argilo-graveleux –, ein für das Entre-deux-Mers typisches Profil. Der historische Ortsname «Thieuley» verweist auf ehemalige Töpferstätten, was die Präsenz von Tonmineralien bestätigt.
Entre-deux-Mers zu Ende gedacht
Château Thieuley liegt bei La Sauve, etwa 25 Kilometer südöstlich von Bordeaux.

Der Familienbetrieb wird seit Anfang der 2000er Jahre von den Schwestern Marie und Sylvie Courselle geführt, beide Ingenieurinnen für Agrarwissenschaften und Önologinnen mit internationaler Ausbildung (Australien, Kalifornien, Italien, Bourgogne, Languedoc).
Sie führen die Arbeit ihres Vaters Francis Courselle fort, der seit den 1980er Jahren das Gut mit technischem Fortschritt und klarer Ausrichtung auf Weißwein ausgebaut hatte.
Rebsorten des Château Thieuley
Der Betrieb umfasst eine paritätische Bepflanzung von weißen und roten Sorten – ungewöhnlich für Bordeaux.
Die weißen Rebsorten:
- Sauvignon Blanc (35 %): Zitrus, Exotik, Frische
- Sauvignon Gris (15 %): höhere Komplexität, reicher an Zucker
- Sémillon (50 %): Textur, Langlebigkeit, Reifefähigkeit
Die roten Rebsorten:
- Merlot (70 %): frühe Reife, weiche Tannine
- Cabernet Sauvignon (14 %): Struktur, dunkle Beeren, Lagerfähigkeit
- Cabernet Franc (14 %): Frische, Frucht, Balance
- Petit Verdot (2 %): Farbstärke, Tannin
Die Pflanzdichte liegt bei 5.550 Reben/ha – deutlich über dem regionalen Durchschnitt. Alle Rebzeilen sind begrünt, um Bodenerosion zu vermeiden und die Durchwurzelung zu vertiefen. Die Reben werden aufwendig palissiert und entblättert, um Belüftung und Sonnenexposition zu optimieren. Die Ertragsregulierung erfolgt per grüne Lese – zugunsten einer besseren Verhältniszahl von Blattfläche zu Traubenlast.
Die Vinifikation auf Thieuley bringt Aromen hervor
Weißweine: Bereits ab 1986 führte Francis Courselle als Erster im Bordelais die Technik der Kaltmazeration der Beerenhäute bei Weißwein ein, um mehr Aromen zu extrahieren. Die «Cuvée Francis Courselle» wurde als erster trockener Bordeaux Blanc in neuen Barriques vergoren und neun Monate auf der Feinhefe ausgebaut.
Rotweine: Seit 2000 wird mit einer Kombination aus Remontage und Pigeage gearbeitet – Methoden aus der Bourgogne, um gezielt Farbstoffe und Tannine aus den Schalen zu lösen.
Seit 2007 nutzt Thieuley eine Stickstoffpresse, um die Oxidation des Mostes zu verhindern. Die Gär- und Lagertanks sind temperaturgesteuert. 2021 wurde das gesamte Temperaturmanagement digitalisiert. Eine Kälteeinheit für negative Temperaturen ermöglicht eine schonende Klärung und Stabilisierung der Weiß- und Roséweine.
Seriös: der Weinbau auf Thieuley und die Natur der Weinberge
Seit dem Jahrgang 2017 ist Château Thieuley Terra Vitis-zertifiziert. Die Umstellung auf umweltgerechte Bewirtschaftung wird durch selektive Bearbeitung des Bodens, Rückgewinnungseinrichtungen und gezielte Investitionen in Energieeffizienz begleitet.
Ein eigenes Projekt zur Bestäubervielfalt (Bee Friendly) wurde 2021 begonnen: mit eigenen Bienenstöcken und einer Kooperation mit einem regionalen Imker.

Château Thieuley ist zudem als «Producteur Artisan de Qualité» vom Collège Culinaire de France anerkannt – ein Netzwerk, das handwerklich arbeitende Produzenten mit der Spitzengastronomie verbindet.
98 % der eingesetzten Materialien (Kartons, Kapseln, Etiketten, Flaschen) stammen von französischen Zulieferern.
Die Region des Entre-deux-Mers: Die Geschichte der Küche
Zwischen Garonne und Dordogne gelegen, bildet das Entre-deux-Mers mit seinen flachen Plateaus, Terrassen und leichten Hängen eine der historisch bedeutendsten Anbauregionen im Bordelais. Geologisch ist es geprägt von tonig-kalkigen Meeresablagerungen aus dem Tertiär und weicheren Flyschbänken aus Kreidezeit und Eozän. Die Region ist offen zum Atlantik, aber durch Wälder und Hügel geschützt – was zu ausgeglichenen Temperaturen und verlängerten Vegetationsperioden führt.
Historisch war das Entre-deux-Mers stark von Zisterzienserklöstern geprägt, die schon im Mittelalter den Weinbau kultivierten. Bis ins 19. Jahrhundert dominierten hier Weißweine – erst im 20. Jahrhundert rückten die Rotweine in den Vordergrund.
Die regionale Küche ist deftig und kräuterbetont: Lammschulter mit Knoblauch, Entenleberpasteten, Schafkäse mit Walnüssen, aber auch gegrillter Hecht oder Stockfisch spiegeln die ländlich-atlantische Prägung.
Der nahe Atlantik bringt nicht nur Deftiges auf die Tische: frischer Fisch und natürlich Austern und Muscheln gehören ebenso zur Region. Die Weißweine von Château Thieuley, insbesondere Sauvignon Blanc und Sauvignon Gris, begleiten solche Speisen mit Frische, Säure und feinen Fruchtkomponenten.
Die Rotweine bieten dazu strukturierte, aber nicht zu extrahierte Partner – besonders in Jahrgängen mit ausgewogener Phenolreife.