Aquitanische Becken und der Weinbau im Südwesten

Es erstreckt sich zwischen den Pyrenäen im Süden, dem Zentralmassiv im Osten und dem Atlantik im Westen. Geologisch gesehen handelt es sich um ein tektonisches Senkungsbecken.

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Aquitanische Becken und der Weinbau im Südwesten

Überflutung, Absenkung und der Weinbau

Das Aquitanische Becken ist eine der bedeutendsten geologischen Strukturen Frankreichs – nicht nur wegen seiner Größe, sondern vor allem wegen seiner komplexen Entstehungsgeschichte und ihrer Auswirkungen auf den heutigen Weinbau.

Es erstreckt sich zwischen den Pyrenäen im Süden, dem Zentralmassiv im Osten und dem Atlantik im Westen. Geologisch gesehen handelt es sich um ein tektonisches Senkungsbecken, das über viele Millionen Jahre hinweg wiederholt vom Meer überflutet und mit marinen Sedimenten aufgefüllt wurde.

Geochronologie und Kontinentaldrift

Die Ursprünge des Beckens reichen bis in die späte Kreidezeit zurück. Während der Drift der Kontinente öffnete sich der Atlantik, und die afrikanische Platte begann, von Süden gegen die europäische Platte zu drücken.

Die Bewegung der Kontinente führte zu groben Verwerfungen auf der Erdoberfläche.

Die Bewegung der Kontinente führte zu groben Verwerfungen auf der Erdoberfläche.

Diese Bewegung erzeugte gewaltige Spannungen, die schließlich zur Heraushebung der Pyrenäen führten – einem jungen Faltengebirge, das noch heute in Bewegung ist. Gleichzeitig senkte sich das vorgelagerte Sedimentbecken, das heutige Aquitanien, infolge dieser tektonischen Aktivität immer weiter ab.

Die Absenkungen des aquitanischen Beckens

Die Absenkungen des aquitanischen Beckens.

Diese Absenkung hatte zur Folge, dass das Becken mehrfach vom Meer überflutet wurde – insbesondere während des Eozäns und Miozäns. Während dieser marinen Phasen lagerten sich Schichten aus Kalk, Mergel, Sand, Ton und eisenreichen Sedimenten ab, die später durch Rückzug des Meeres wieder freigelegt wurden. Die heutige Bodenvielfalt im Südwesten Frankreichs ist ein direktes Resultat dieser geologischen Vorgänge.

Böden und Klima als Einflussfaktoren

Infolge der Sedimentierung und tektonischen Einflüsse finden sich heute im aquitanischen Becken sehr unterschiedliche Bodenarten: kalkreiche Mergel und Tonschichten, eisenhaltige Sande, feine Tonminerale, Kiesel und Tonkiesel, sowie Ablagerungen von marinen Ursprungsböden mit Fossilresten. Diese Böden beeinflussen die Drainage, das Wasserspeichervermögen und die Mineralstoffverfügbarkeit für die Reben.

Die Nähe zum Atlantik bringt ein ausgeglichenes Klima mit ausreichender Feuchtigkeit, das durch die Pyrenäen im Süden und das Zentralmassiv im Osten zugleich begrenzt wird. Diese klimatische Rahmung bewahrt die Frische in den Trauben und begünstigt das Gleichgewicht von Zucker und Säure.

Beispiele aus dem Weinbau

Im Bordelais – insbesondere im Médoc und in Graves – prägen Kiesbänke aus der Garonne das Terroir. Diese entstammen den quartären Ablagerungen, die durch Hebungen und Erosion aus den Pyrenäen in das Becken transportiert wurden.

Das Bordelais liegt am Rand des Aquitanischen Beckens. Das linke Ufer sank ab, das recht: nicht.

Das Bordelais liegt am Rand des Aquitanischen Beckens. Das linke Ufer sank ab, das recht: nicht.

Hier wurzeln Cabernet Sauvignon und Merlot tief, finden Drainage, und entwickeln Konzentration und Struktur. Die kalkhaltigen Plateaus von Saint-Émilion wiederum basieren auf alten Sedimentformationen aus dem Miozän.

Im Südwesten Frankreichs, etwa in Cahors oder Pécharmant, finden sich lehmige, eisen- und kieselhaltige Böden, die auf tertiären und kreidezeitlichen Sedimenten lagern. Diese Böden, oft schwer und kühl, bringen dunkle, strukturreiche Weine hervor – etwa aus Malbec oder Merlot – und reflektieren die Vielfalt der geologischen Prozesse, die das Becken geprägt haben.

Die Champagne liegt zwar geographisch abseits des aquitanischen Beckens, nämlich auf dem Pariser Becken. Es wurde jedoch ebenfalls durch die Drift der Kontinente abgesenkt, wenn auch als großer Trichter, der immer wieder für einige Millionen Jahre überflutet war.

Das Pariser Becken hat mit dem Aquitanischen nur die Ursache seiner Entstehung gemein: die Drift der Kontinentalplatten und die Überflutungen durch das Meer.

Das Pariser Becken hat mit dem Aquitanischen nur die Ursache seiner Entstehung gemein: die Drift der Kontinentalplatten und die Überflutungen durch das Meer.

Die dortigen Kreideformationen, die über Jahrmillionen durch Rückzüge des Meeres entstanden sind, haben ebenfalls ihren Ursprung in der geologischen Dynamik Westeuropas seit dem Mesozoikum. Die kalkhaltigen Böden der Champagne sind Relikte mariner Überflutungen und speichern Wasser, während sie gleichzeitig eine exzellente Drainage bieten – ideale Voraussetzungen für Chardonnay und Pinot Noir.

Der Weinbau im Aquitanischen Becken

Das Aquitanische Becken ist ein Beispiel, wie tektonische Vorgänge, Kontinentalverschiebungen und Meeresspiegelschwankungen über geologische Zeiträume hinweg die Grundlagen für eine der vielfältigsten Weinlandschaften Europas gelegt haben.

Ob Bordelais, Pécharmant oder Champagne – sie alle sind geprägt von Ablagerungen, Hebungen und Senkungen, die heute noch in jedem dieser Weine spürbar sind... ab dem 2. Glas. Vielleicht.

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