Carignan: traditionell und modern

Die Arbeit im Weinberg ist bei der Rebsorte Carignan noch wichtiger als bei anderen Weinen. Sie muss sorgsam kultiviert werden.
Carignan hat eine Eigenschaft, die früher die Augen der Weinbauern leuchten ließ, heutige Weinkünstler im Weinberg jedoch wenig schätzen: Er trägt Unmengen, wenn man ihn lässt oder notfalls bewässert. Was heute vernünftiger Weise verboten ist.
Die Sorte hat enorm viel Farbe in den Beeren, ein ausgesprochen markantes Aroma dunkler Beeren, auch kompottiert wirkend, dicht und geheimnisvoll. Und Tannin. Viel Tannin. Die Sorte war wegen dieser Eigenschaften weitverbreitet. Sie hat viele leichte Weine aufgepeppt, auch im Bordelais, was man dort nicht mehr so genau wissen mag.
Moderne Weine aus Carignan

Frédéric Palacios von der Domaine Mas de Mon Père (Die Scheune meines Vaters) im Malepère.
Und heute wollen Winzer, die aus Carignan besondere Weine erzeugen, davon auch nichts mehr wissen: sie reduzieren Wucht und Tannin, um die feinen Seiten hervorzuheben. Und davon gibt es genug bei dieser alten Rebsorte.
Der Geschmack von Carignan

Frédéric Desplats erzeugt auf der Domaine-Florence-Alquier sehr ausdrucksvolle Weine aus Carignan auf dem Schieferboden im Fougères. Die Trockenheit der Weinberge ist auch für ihn ein grosses Thema, wie er hier erklärt.
Auch heute werden Carignan-Reben in kargen, trockenen Gegenden im Süden Fitou, Corbières, Roussillon angebaut, aber mittlerweile oft in den besten Lagen. Der Ertrag der Reben wird drastisch reduziert, um das Aroma in wenigen Trauben zu konzentrieren.
Aus solcher Lage können ausgesprochen dunkle, reichhaltige Weine gewonnen werden, die zum Teil sehr lange in der Flasche reifen können. Sie schmecken nach dunkler Schokolade, Früchten wie Pflaume, Kirsche und sehr reifen Beeren, würzigen Noten wie Pfeffer und duftender Garrigue.
Es gibt daher Carignan «wie früher» und «modern». Keine Frage: hier geht es um moderne, ambitionierte Carignan.
Carignan im Minervois

Das Minervois im Languedoc liegt zum Teil recht hoch und auf mächtigen Gesteinsschichten. Carignan wird im Minervois meist in Cuvées verwendet, doch auch sortenrein ausgebaut.
Auch heute werden Carignan-Reben in kargen, trockenen Gegenden im Süden Fitou, Corbières, Roussillon angebaut, aber mittlerweile oft in den besten Lagen. Der Ertrag der Reben wird drastisch reduziert, um das Aroma in wenigen Trauben zu konzentrieren. Aus solcher Lage können ausgesprochen dunkle, reichhaltige Weine gewonnen werden, die zum Teil sehr lange in der Flasche reifen können. Sie schmecken nach dunkler Schokolade, Früchten wie Pflaume, Kirsche und kleinen sehr reifen Beeren, würzigen Noten wie Pfeffer und duftendem Garrigue.
Die feine Seite des Carignan

Auf der Domaine de Cébène wird auch Carignan sehr fein ausgebaut. Hier in «Eiern», den modernen Behältern aus Ton oder Steinzeug. Auch Amphoren genannt, wenn der Wein teuer gemacht werden soll.
Völlig andere Weine werden hingegen erzeugt, wenn die Wucht der kleinen kräftigen Beeren gezügelt wird. Wie im Beaujolais werden die Trauben ganz in den Gärbehälter gegeben und der Deckel verschlossen. Die Gärung beginnt in den Beeren, ohne Kontakt vom Fleisch der Beeren zu den Schalen – die sogenannte Ganztraubengärung.
Ebenso wie im Beaujolais sind es die primären Fruchtaromen, die mit dieser Gärung betont werden. Es sind frisch fruchtige, angenehme Weine, die so aus der Sorte gewonnen werden. Oft, nicht immer, wird die Lese eher früh begonnen, um den Gehalt an Alkohol in niedrigeren Regionen halten zu können. Auch das trägt zum modernen Geschmacksbild dieser Carignan bei.
Eine weitere und ausgesprochen ansprechende Façon sind Weine von kargen, mineralischen Böden, etwa dem reinen Schiefer in einigen Lagen des Corbières, etwa der Domaine Monteluzia. Oder öfter zu finden im Faugères, einem reinen sehr alten Schieferboden aus dem Perm, von dem geschliffene, mineralisch feinsinnige Weine aus Carignan oder den vorgeschriebenen Cuvées stammen.
Ursprünge und Anbaugebiete
Carignan ist in warmen Regionen heimisch und wird vor allem in Frankreich, Spanien und Italien kultiviert. In Frankreich findet man die Rebsorte vorwiegend im Languedoc, insbesondere in den Appellationen Fitou, Corbières und Faugères, sowie im benachbarten Roussillon. In Spanien, wo sie als Cariñena oder Mazuelo bekannt ist, hat sie ihren Ursprung in der gleichnamigen Region Cariñena in Aragonien. In Italien, vornehmlich auf Sardinien, wird sie als Carignano kultiviert.
Geologie und Terroir

Weinberg in den höheren Lagen des Corbières, den Hautes Corbières. Die Weine werden hier feiner ausgebaut als in den tieferen Lagen des Corbières, das bis ans Meer hinab reicht.
Carignan gedeiht auf vielfältigen Böden, was ihren charakteristischen Facettenreichtum erklärt. Im Faugères stehen die Reben auf uralten Schieferböden aus dem Perm. Diese Böden, die reich an Mineralien sind, fördern elegante, mineralisch geprägte Weine. Im Corbières-Gebiet findet man sowohl kalkhaltige Böden als auch Schiefer, die kräftige und strukturierte Weine hervorbringen. Der Boden im Roussillon besteht aus Schwemmland und Kies, was den Weinen eine ausgeprägte Fruchtigkeit verleiht.
Weine nur aus Carignan erzeugt
Weine nur aus der Sorte Carignan können ein hervorragendes Aushängeschild von Winzern sein. Die Vorschriften der Appellationen im Süden schreiben jedoch Cuvées vor, wenn sie die Appellation im Namen tragen sollen. Etwa Fitou, Corbières oder Minervois, um einige aus dem Languedoc zu nennen. An der Rhône und im Roussillon ist es nicht anders. Reinsortige Weine müssen daher als einfache Landweine deklariert werden.
Der Grund ist, dass die Weine dann typischer sein sollen. Was viele Winzer davon halten, ist auch klar: nichts. Sie geben ihren Weinen verballhornte Namen der Appellation, etwa «Filou», «Fityou» oder «Cor Bière».
Kleiner Geheimtipp: Bei solchen Weinen kann man fast immer getrost zugreifen.
Geschmack und Ausbau

Die Reifung im klassischen Barrique auf der Domaine Balansa im Corbières. Carignan wird durch diese Reife harmonischer, eher ein gastronomischer Wein als ein wuchtiger Wein.
Carignan bringt dunkle, farbintensive Weine mit ausgeprägten Tanninen und markanter Säure hervor. Die Aromen reichen von dunklen Beeren und Pflaumen bis hin zu würzigen Noten wie Lakritze, Pfeffer und Garrigue. Diese Weine können oxidativ ausgebaut werden, um die Säure abzurunden und sie jung trinkbar zu machen, oder in moderner, fruchtbetonter Art durch Ganztraubengärung vinifiziert werden. Letzteres führt zu saftigen, frischen Weinen mit betonten Primäraromen.
Essen und Wein: Zu diesen Speisen passt Carignan
Carignan-Weine sind hervorragende Begleiter zu geschmortem Fleisch wie Lamm oder Rind, Gemüsegerichten aus dem Ofen oder würzigen Speisen mit mediterranen Kräutern. Besonders die feinen Weine aus dem Faugères ergänzen zartes, aromatisches Gemüse, während kräftigere Varianten aus dem Corbières oder Roussillon herzhaftem Essen wie Wild gerecht werden.