Vuillermin

Wir sind im Aostatal. Einem engen Übergang von Italien nach Frankreich. Das Piemont ist nah. Die Einflüsse sind vielfältig im Aostatal und doch haben sich uralte Rebsorten wie Vuillerim erhalten.

Vuillermin unentedeckt bei Entdeckern

Vuillermin galt als ausgestorbene Rebsorte, bis in den 80er Jahren das Agrarinstitut des Aostatales eine Mutterrebe fast an der Mauer des Institutes fand. Nun könnte man sich fragen, was die in dem Institut so machen, wenn eine als ausgestorben geltende Rebsorte an der Mauer munter wächst, aber das ist vielleicht ein anderes Thema.

Seither gibt es eine Handvoll Erzeuger, die Vuillermin-Reben angepflanzt haben, und fast immer als Partner mit anderen Rebsorten zu den herrlichen lokalen Weinen aus dem Aostatal. Vuillermin ergibt kräftig duftende Weine mit einem robusten Gerüst an markantem Tannin.

Es ist daher ein idealer Wein als Verschnittpartner – und wird ja auch so genutzt. Das Tannin und die kräftigen Aromen passen jung getrunken zu rosa gegartem Rind oder gereiftem Hartkäse. Gereifte Weine aus oder mit höheren Anteilen Vuillermin werden gerne zu kräftigen Schmorgerichten oder Gemüse aus dem Ofen getrunken oder auch einem Raclette.

Herkunft und Bedeutung

Die Rebsorte Vuillermin ist ein Beispiel für die nachhaltigen Bemühungen des Aostatales, seine autochthonen Rebsorten zu bewahren. Ursprünglich fast vergessen, repräsentiert Vuillermin die handwerkliche und kulturelle Tradition dieser alpinen Region. Historisch wurde die Rebsorte selten rein ausgebaut, sondern diente hauptsächlich als Ergänzung in Cuvées, um den Weinen Struktur und aromatische Tiefe zu verleihen.

Geologie und Böden des Aostatals

Die Weinberge im Aostatales, in denen Vuillermin gedeiht, sind geprägt von einer faszinierenden geologischen Vielfalt. Der Boden setzt sich aus Glimmerschiefer, Kalkstein und sandigen Schichten zusammen, die mineralische Noten in die Weine einbringen. Die steilen Hänge des Tals zwingen die Reben, tief in die Erde zu wurzeln, wodurch sie essentielle Nährstoffe aufnehmen und intensive, konzentrierte Aromen entwickeln können.

Das Terroir des Aostatals wird zusätzlich durch die Ablagerungen der Gletscher und Flüsse geformt, die den Böden eine einzigartige Zusammensetzung verleihen. Diese mineralstoffreichen Untergründe tragen maßgeblich zur aromatischen Komplexität und Finesse der Vuillermin-Weine bei.

Klima und Weinbau im Aostatal

Das alpine Klima des Aostatals bietet ideale Bedingungen für den Anbau von Vuillermin. Die Tage sind warm und sonnig, während die Nächte durch die Höhenlage kühl bleiben. Diese Temperaturunterschiede fördern eine langsame Reifung der Trauben und bewahren die Frische und lebendige Säure in den Beeren.

Die Region erhält wenig Niederschlag während der Sommermonate. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das auf mittelalterlichen Kanälen – den sogenannten „Rûs“ – basiert, versorgt die Reben mit ausreichend Feuchtigkeit. Dieses Zusammenspiel aus Klima und Bewässerung ermöglicht es den Winzern, Trauben von außergewöhnlicher Qualität zu erzeugen.

Geschmack und Stil von Vuillermin

Vuillermin-Weine zeichnen sich durch kraftvolle Aromen und eine ausgeprägte Struktur aus. Im Glas entfalten sie ein intensives Bouquet von dunklen Früchten wie Brombeeren und Pflaumen, ergänzt durch würzige Noten von schwarzem Pfeffer, Wacholder und Zimt. Am Gaumen zeigt Vuillermin eine ausgewogene Säure und kräftige Tannine, die den Weinen ein markantes Rückgrat verleihen. Der Abgang ist lang und oft von mineralischen Nuancen geprägt, die das alpine Terroir der Rebsorte unterstreichen.

Kulinarische Begleiter

Vuillermin-Weine harmonieren hervorragend mit den traditionellen Gerichten des Aostatales, die durch kräftige und erdige Aromen geprägt sind. Zu den besten kulinarischen Begleitern gehören:

• Schmorgerichte: Geschmortes Wild wie Hirschragout oder Lammkeule profitiert von den würzigen und fruchtigen Noten der Vuillermin-Weine.
• Raclette: Die salzige Cremigkeit des geschmolzenen Käses wird durch die Säure und Struktur des Weins perfekt ausbalanciert.
• Ofengemüse: Gebratene Wurzelgemüse oder Kürbis harmonieren mit den erdigen und würzigen Nuancen des Weins.
• Hartkäse: Gereifte Käsesorten wie Fontina oder Toma aus der Region ergänzen die kräftigen Aromen der Vuillermin-Weine ideal.

Fazit: Vuillermin als Ausdruck des Aostatals

Vuillermin ist nicht nur eine Rebsorte, sondern ein lebendiges Zeugnis für die kulturelle Identität und das handwerkliche Können des Aostatales. Die geringe Anbaufläche und der sorgfältige Umgang mit dieser autochthonen Traube machen die Weine zu einer Seltenheit, die von Kennern und Genießern gleichermaßen geschätzt wird. Ob als Teil eines Cuvées oder in reinsortiger Form – Vuillermin bietet eine authentische, unverwechselbare Wein-Erfahrung.