Beaujolais im Süden des Burgund

Wein aus dem Beaujolais ist hervorragender Begleiter zu Essen. Er ist fruchtig mit - sofern es ein Cru Wein ist - schöner Länge, hat wenig Gerbsäure, aber frische Fruchtsäure. Daher passen Beaujolais Weine meist auch gut zu Fisch und Meeresfrüchten.
Südlich des Burgunds liegt das Beaujolais. Dann kommt Lyon und danach fängt schon bald die Provence an. Man kann, ohne es sonderlich falsch zu sagen, feststellen: Südlich vom Burgund beginnt das Leben angenehmer zu werden.
Stehen im Burgund gerne eine Phalanx an Karossen auf den Höfen mancher Winzer, die je dem Wert eines Einfamilienhauses entsprechen, grüßen im Beaujolais eine Françoise oder ein Gerard freundlich den Besucher (ein Ding der Unmöglichkeit im Burgund).

Frédéric Berne ist einer der sympathischen Winzer im Beaujolais, die ihre Arbeit und ihre Kunden lieben. Sie erzeugen Weine, die für den Esstisch gemacht sind.
Bieten ein wenig der köstlichen Salami oder Käse des Beaujolais zu ihrem Wein an (unmöglich im Burgund). Verkaufen sie ein paar Flaschen, Kisten gar: sie freuen sich. Im Burgund werden Kartenzahlungen unter 1.000€ als Unverschämtheit betrachtet und mit entsprechendem Blick gewürdigt.
Kalk im Norden, Granit im Süden
Im Beaujolais ist die Landschaft lieblicher als im Burgund, wo die Reben oft auf steilen Hängen stehen. Der Grund liegt im Boden: das Beaujolais besteht mehrheitlich aus vulkanischem, verwittertem Gestein: Granit.

Imposante Formationen kennt man als Granit. Er verwittert jedoch recht schnell zu sandgroßen Körnern, dem Boden des Beaujolais. Stellenweise vermischt mit älterem Schiefer. Der karge Boden ist gut für den ansonsten wild wuchernden Gamay, die Rebsorte des Beaujolais.
So hart Granit als Fels ist, er verwittert an der Oberfläche «leicht» - einige Millionen Jahre dauert es schon - zu feinem Sand und Ton. Der Ton speichert Wasser, doch der Boden ist mager und sauer.
Etwas weiter im Norden, im Burgund, ist der Boden meist kalkhaltig und damit reichhaltiger und basisch.
Gamay im Burgund
Die Zisterzienser haben im Burgund ab 1.118, dem Beginn des Baus des Klosters Fontenay, mit dem ersten systematischen Weinbau begonnen. Sie erforschten genau ihre Lagen und wo welcher Wein die besten Resultate erbrachte. Ihr Pinot Noir aus dem Burgund wurde berühmt und brachte ihnen großen Reichtum.
Spätere weltliche Weinbauern hatten dieses Wissen nicht und ihre adligen Lehnherren mehrten ihren Reichtum durch Kriege und eingefädelte Hochzeiten, verstanden aber nichts vom Weinhandel.

Es ist normal, dass in nördlichen Lagen nur eine oder zwei Rebsorten angebaut werden. Das Klima gestattet nicht, einfach irgendetwas zu pflanzen. Es ist für die meisten Rebsorten zu kalt.
Der Pinot Noir in den Weinbergen war den Bauern viel zu kompliziert und die Ergebnisse schlecht. Sie kamen auf den Trichter, dass die Rebsorte Gamay viel einfacher zu handhaben war. Fruchtige Weine und vor allem: viel davon auf den guten Böden des Burgund.
Gamay ins Beaujolais
Philipp der Kühne hat sein Leben um 1.350 zwar auch mit Kriegen und Heiraten verbracht, aber enorm erfolgreich. Er heiratete Margarete von Flandern, die Witwe des Herzogs von Burgund. Der arme Reiche wurde von der Pest ins Jenseits befördert, bevor er die Ehe vollziehen konnte. Philipp schwächte die Engländer in Flandern, stiftete erst Frieden, um dann eine riesige Flotte zur Eroberung Englands aufzubringen, was misslang, weil sein Bruder das Vorhaben hintertrieb - er war halt nicht der Kühne.
Dieser Philipp, Mann der Tat und des Erfolges, hatte das Burgund erheiratet und damit den Wein, den die Weinbauern mittlerweile erzeugten. «Das Zeug macht krank», befahl er in einer herzoglichen Note, ließ den Gamay roden und wieder Pinot Noir pflanzen.
Die tieferen Ursachen
Man könnte nun meinen, die Arroganz der burgundischen Weinbauern auch in dieser Jahrhunderte alten Geschichte: wir haben den Aufstieg zum Pinot erfahren und die Trottel im Beaujolais bauen nach 700 Jahren immer noch Gamay an.
Es wohl eher so, dass manch ein Gamay Wein aus dem Beaujolais manchem Pinot Noir aus dem Burgund überlegen ist. Denn es ist nicht die Rebsorte, die den schlechten Wein hervorgebracht hat, es war der Boden im Burgund.
Der massive Kalkboden ist viel zu mächtig für den Gamay: er trägt zu viel. Heute würde man den Ertrag sehr stark reduzieren, aber nicht im Mittelalter. Da wurde gelesen, was die Reben trugen.
Gamay vom Granit
Die Cru Lagen des Beaujolais liegen auf saurem Boden aus verwittertem Granit. Auf diesem Boden gedeihen Reben nicht sonderlich gut, sie tragen deutlich weniger, aber bessere Trauben. Diese Weine sind die heutigen bemerkenswerten Beaujolais Weine. Ungemein dicht in ihrer Feinheit, wenig Gerbsäure und feinfruchtige Aromen.

Gamay wird von Hand gelesen. Bei guten Winzern werden die Trauben schon im Weinberg sorgfältig selektiert.
Im Süden, wo praktisch alle Beaujolais Nouveaux erzeugt werden, ist der Boden hingegen wieder kalk- und tonhaltig. Die Winzer arbeiten heute vollkommen anders als im Mittelalter; die Weine machen «nicht mehr krank» - auch Philipp würde die Reben stehen lassen.
Die Weine aus den beiden Zonen des Beaujolais sind jedoch sehr verschieden. Zum einen, weil der Boden so verschieden ist, zum anderen natürlich, weil die Winzer, die «Nouveau» in Mengen produzieren, hohen Ertrag im Fokus haben, nicht ausgewogene Aromen. Und sicher nicht biologisch in irgendeiner Form produzieren.
Beaujolais: Cru Lagen
Die Weine der Cru Lagen des Beaujolais fallen recht unterschiedlich aus. Sie stammen aus den verschiedenen Böden, die im Beaujolais auch lokal stark wechseln. Der Granit, der fast überall im Beaujolais zu finden ist, stammt aus vulkanischer Aktivität, deren Magma jedoch nicht die Oberfläche erreichte.
Aus dieser erkalteten unterirdischen Magma bildet sich der harte Granit, der in späteren Phasen der Erdgeschichte an die Oberfläche gehoben wurde und dort «schnell» verwittert.
Durch die Bewegungen der Erdplatten verschoben sich diese Magmakerne, tiefer gelegener Schiefer trat bei diesen Faltungen an die Oberfläche und die Eiszeiten lagerten Sediment ab. Spätere Faltungen wirkten auch diese Schichten wieder durcheinander wie einen Stapel Spielkarten.
Das Nebeneinander der Böden im Beaujolais
1. Granitische Böden (Nördliches Beaujolais)
Im nördlichen Beaujolais, wo die berühmten Cru-Lagen liegen, dominiert das uralte Grundgestein aus Granit. Diese Böden entstanden vor mehr als 300 Millionen Jahren im späten Paläozoikum durch Abkühlung von Magma und anschließende Erosion. Charakteristisch sind:
- Rosa Granit: Poröser und nährstoffarmer Boden, der eine tiefe Verwurzelung der Reben erfordert.
- Schiefer und Diorit: Durch Metamorphose geformte Gesteinsarten, die Wasser gut speichern und eine kühlende Wirkung auf die Wurzeln haben.
- Sandige Auflagen: Verwitterte Granitschichten sorgen für Leichtigkeit und hervorragende Drainage.
Diese Bedingungen führen zu strukturreichen, mineralischen Weinen mit straffer Säure, hoher Eleganz und einem ausgeprägten Alterungspotenzial.

Das Beaujolais, wie auch das Burgund, sind sehr genau kartographiert. Es hat Tradition, dass sich Winzer detailliert mit der Beschaffenheit der Böden auseinandersetzen.
2. Kalk- und Tonböden (Südliches Beaujolais)
Im südlichen Beaujolais dominieren jüngere Sedimentböden aus der Trias- und Jurazeit. Diese Böden sind tonhaltiger und kalkreicher:
- Kalkstein-Böden: Fördern die Entwicklung leichter, fruchtiger Weine mit milder Säure.
- Tonal-Mergel: Wasserhaltefähige Böden, die das Wachstum der Reben in trockenen Jahren stabilisieren.
Die daraus entstehenden Weine sind oft zugänglicher und fruchtbetonter als ihre Pendants aus dem Norden.
3. Quartäre Ablagerungen
Während des Quartärs (vor 2,6 Millionen Jahren) hinterließen die Eiszeiten Löss und feinste Sedimente, die den Böden zusätzliche Vielfalt und Fruchtbarkeit verliehen. Diese Ablagerungen ergänzen die mineralische Struktur der Weine.
Geologie, Klima und die Wirkung auf den Wein
Cru-Lage | Geologie | Klima | Einfluss auf den Wein | Weinstil und Geschmacksprofil |
---|---|---|---|---|
Brouilly | Granit, Schwemmland, Vulkanstein | Warmes Klima mit guter Sonneneinstrahlung | Lockere Böden fördern Fruchtigkeit und Zugänglichkeit | Fruchtbetont, Aromen von roten Beeren, Pflaumen, Steinfrucht |
Côte de Brouilly | Vulkanisches Gestein, Pierre Bleue | Steile Hänge, kühlende Winde | Vulkanböden und Höhenlage fördern Mineralität und Struktur | Mineralisch, komplex, Noten von Johannisbeeren und Würze |
Morgon | Zersetzter Granit, Schiefer | Sonnig, trocken, stabile Temperaturen | Granit und Schiefer verleihen Tiefe und Lagerfähigkeit | Kräftig, Aromen von Kirschen, Pflaumen, mit Reife burgundische Noten |
Fleurie | Granit mit sandigen Auflagen | Ausgeglichen, sonnig, etwas feuchter | Sandige Granitböden fördern Eleganz und blumige Aromen | Blumig, elegant, Noten von Veilchen, Rosen und Himbeeren |
Moulin-à-Vent | Eisenhaltiger Granit, Mangan | Sonnig, trocken, wenig Regen | Eisen- und Mangananteil sorgt für Tanninstruktur und Reifepotenzial | Kraftvoll, tanninreich, Aromen von Brombeeren, Leder mit Reife |
Chénas | Granit, teils Schiefer | Sonnig, geschützt durch Hügel | Mineralreiche Böden fördern Tiefe und vielschichtige Noten | Vielschichtig, Wildkräuter, rote Früchte, feine Würze |
Juliénas | Blauschiefer, Granit, vulkanisches Gestein | Sonnig, kühlende Nächte | Kombination aus Böden fördert Würze, Struktur und Frische | Würzig, kraftvoll, dunkle Früchte, lebendige Struktur |
Saint-Amour | Sandstein, Ton, Kalk | Kühler, längere Vegetationsperiode | Kalk und Ton fördern Frische und eine vielseitige Aromatik | Fruchtig, vielseitig, Aromen von Kirschen, Gewürzen, blumig |
Chiroubles | Granit mit sandigen Oberböden | Kühlere Höhenlage, gut belüftet | Höhenlage und sandige Böden bringen Frische und Leichtigkeit | Frisch, lebendig, blumig, rote Früchte |
Régnié | Granit mit geringem Tonanteil | Warm, gute Sonneneinstrahlung | Granitböden und Sonne fördern saftige, fruchtige Aromen | Saftig, fruchtig, Johannisbeere, Himbeere |