Küche und Kultur in Rueda – eine Region mit Geschmack
Die Region Rueda liegt im Herzen Kastiliens, westlich der Stadt Valladolid. Die Landschaft ist offen, oft windig, mit kargen Hügeln, durchzogen von kiesigen Böden und kalkhaltigen Lehmflächen. Das kontinentale Klima mit atlantischem Einfluss bringt heiße, trockene Sommer und kalte Winter.
Die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht fördern die langsame Reifung der Trauben und die Ausbildung feiner Aromen. Diese Bedingungen prägen nicht nur den Weinbau, sondern auch die Küche.
In Rueda bestimmt das regionale Angebot die Küche. Im Zentrum steht das Milchlamm («Lechazo»), das in Tonformen im Holzofen gegart wird – zart, fettarm und intensiv. Spanferkel («Cochinillo») ist ebenfalls verbreitet. Dazu kommen Hülsenfrüchte wie Linsen und Kichererbsen, die in deftigen Eintöpfen mit Paprika und Knoblauch serviert werden. Die «Sopa Castellana», eine Brotsuppe mit Knoblauch, Ei und Schinken, ist typisch für die kargen Wintermonate. An der Fischtheke steht oft Bacalao «Bacalao al Ajoarriero», ein in Knoblauch und Olivenöl gegarter Stockfisch, der meist mit Paprika und Zwiebeln serviert wird. Lokale Käsesorten, Chorizo, Wild und Pilze aus den umliegenden Wäldern vervollständigen das kulinarische Bild.
El Lagar de Moha – gelebte Weinkultur in Rueda
Ein Beispiel für die kulturelle Verwurzelung des Weinbaus ist das Weingut El Lagar de Moha. Es liegt im Zentrum von Rueda in einem historischen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, dessen unterirdischer Weinkeller seit dem 15. Jahrhundert für die Weinbereitung genutzt wird. Alberto Moro und Ángeles Ortega haben das Gut 2018 übernommen und von Beginn an biologisch und biodynamisch bewirtschaftet. Mittlerweile ist El Lagar de Moha das erste zertifiziert biodynamische Weingut der D.O. Rueda. Die Weinberge in Rueda und Nava del Rey liegen auf kiesigem Kalkboden mit tonigem Untergrund, ideal für Reben, die tief wurzeln und auch in Trockenzeiten ausreichend Wasser finden.
Die Trauben – Verdejo, Sauvignon Blanc und Godello – werden von Hand gelesen. Im Keller kommen verschiedene Ausbauformen zum Einsatz: Edelstahl, Beton, Ton, französische und amerikanische Eiche. Die Herstellung erfolgt kontrolliert, aber ohne technische Überformung. Ziel ist es, klare, aromatisch differenzierte Weine zu erzeugen, die den Charakter der jeweiligen Sorte und des Jahrgangs abbilden.
Wein und Küche: Ein Zusammenspiel aus Region und Erfahrung
Die Weine von El Lagar de Moha sind auf das Essen der Region abgestimmt. Der Verdejo mit seiner kräutrig-frischen Art passt hervorragend zu Lechazo oder Cochinillo, ergänzt aber auch Suppen und Eintöpfe durch seine klare Frucht und lebendige Säure. Sauvignon Blanc bringt florale Noten und zitrische Frische ins Spiel – ideal zu Stockfisch und eingelegtem Gemüse. Godello, mit mehr Struktur und Körper, eignet sich für Linsengerichte, gereiften Käse oder Wildgeflügel.
Weinbau ist hier nicht nur eine landwirtschaftliche Praxis, sondern Teil der kulturellen Identität. El Lagar de Moha versteht sich als Bewahrer und Weiterentwickler dieser Kultur. Die Arbeit im Weinberg und die sorgfältige Auswahl der Rebsorten stehen im Zeichen des Fortbestands der regionalen Weinkultur. In einer Region, in der Weinbau seit dem 9. Jahrhundert betrieben wird, ist dies keine romantische Idee, sondern wirtschaftliche und kulturelle Realität.