Das Solera-Verfahren, eine traditionelle Reifemethode
Das Solera-Verfahren, ursprünglich in der Sherry-Erzeugung in Andalusien entwickelt, findet zunehmend auch Anwendung bei der Herstellung von Champagner. Es ist ein Verfahren, das über die Jahre eine gleichbleibende Qualität und außergewöhnliche Komplexität der Weine garantiert. In der Champagne wird es vor allem für die Assemblage von Reserveweinen genutzt und verleiht den Cuvées eine unverwechselbare Tiefe und Raffinesse.
Herkunft und Grundprinzip des Solera-Systems
Das Solera-System stammt aus der Sherry-Erzeugung, wo es traditionell zur Reifung von Weinen verwendet wird. Der Begriff «Solera» leitet sich vom spanischen Wort «suelo» (Boden) ab, da die ältesten Fässer in der untersten Reihe stehen. In der Champagne wurde das Verfahren adaptiert, um Reserveweine für die Assemblage zu reifen und eine kontinuierliche Harmonie zwischen den Jahrgängen zu schaffen.
Aufbau des Systems
- Entnahme aus der Solera: Ein Teil des Weins wird aus der Solera entnommen, um für die Assemblage verwendet zu werden.
- Auffüllen aus den Criaderas: Die Solera wird mit Wein aus der nächsthöheren Criadera aufgefüllt. Dieser Wein ist jünger, aber bereits gereift.
- Zuführung von neuem Wein: Die oberste Criadera wird schließlich mit frisch vinifiziertem Wein ergänzt.
- Wiederholung: Der Prozess wird jährlich wiederholt, wodurch eine kontinuierliche Mischung von Jahrgängen entsteht.
Anwendung des Solera-Systems in der Champagne
In der Champagne wird das Solera-System speziell für die Reifung von Reserveweinen genutzt. Diese Reserveweine spielen eine zentrale Rolle in der Assemblage von Cuvées, insbesondere bei nicht-jahrgangsgebundenen Champagnern («Sans Année»).
Vorteile in der Champagne
- Konstanz der Qualität: Das Solera-Verfahren sorgt für eine gleichbleibende Aromatik und Charakteristik, unabhängig von den Schwankungen der Jahrgänge.
- Komplexität: Durch die Integration von Weinen aus mehreren Jahrgängen entsteht eine außergewöhnliche geschmackliche Tiefe.
- Frische und Langlebigkeit: Die jüngeren Weine bringen Frische, während die älteren Weine Struktur und reife Aromen beisteuern.
Typische Aromen
Champagner, die mit Reserveweinen aus dem Solera-System angereichert werden, zeichnen sich durch komplexe Noten aus, wie:
- Geröstetes Brot
- Haselnüsse
- Reifer Apfel
- Feine mineralische Akzente
Unterschied zur klassischen Sherry-Produktion
Während in der Sherry-Produktion der gesamte Wein in der Solera reift, dient das Solera-System in der Champagne ausschließlich zur Reifung von Reserveweinen. Der so gewonnene Wein wird später in der Assemblage mit frischeren Weinen kombiniert. Ein weiterer Unterschied ist die geringere Oxidation: In der Champagne wird Oxidation durch moderne Kellertechniken minimiert, um die Frische des Endprodukts zu bewahren.
Französische Begriffe und ihre Bedeutung
- «Solera»: Bezeichnet die älteste Fassreihe.
- «Criadera»: Die darüberliegenden Reihen, die jüngere Jahrgänge enthalten.
- «Assemblage»: Die Kunst der Mischung verschiedener Weine, um eine harmonische Cuvée zu kreieren.
- «Sans Année»: Nicht-jahrgangsgebundene Champagner, die meist einen Anteil an Reserveweinen enthalten.
Champagner-Winzer und Solera
In der Champagne gibt es nur wenige Winzer, die das Solera-System nutzen, da es ein hohes Maß an Präzision und Geduld erfordert. Einer der herausragenden Vertreter ist Lionel Girard, der dieses Verfahren anwendet, um seinen Champagnern außergewöhnliche Komplexität und Tiefe zu verleihen.
Zusammenfassung
Das Solera-Verfahren ist ein faszinierendes Verfahren zur Erzeugung ausdrucksvoller Weine. In der Champagne wwerden Reserveweine verwendet, die den Cuvées eine unverwechselbare Identität und beständige Qualität verleihen.